Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Den Teufel an die Wand malen

Wer will das schon? – Ängstlich waren die Ahnen, dass man mit der Fratze des Bösen den Bösen erst heranlockt.

Anders war es an der Tempelwand: Hes.41,17f: Bis ins Innere des Hauses und draußen war die ganze Wand ringsherum innen und außen in Felder eingeteilt; darin waren Cherubim und Palmwedel dargestellt, je eine Palme zwischen zwei Cherubim,
und jeder Cherub hatte zwei Angesichter.

Engel und Teufel, Tiere, Heilige und Christus selbst an die Wand gemalt. Aber warum malen wir an Wände? Die Fresken vieler Kirchen sind eine sprechende Biblia pauperum, eine Armenbibel für jene, die nicht lesen konnten. Die Bilder brachten die wesentlichen Inhalte der Bibel in den Blick. Und es gab ein genaues Bildprogramm, wo sich welche Darstellung finden sollte. In der Apsis jedenfalls Christus, meist als Pantokrator, also als Weltenherrscher und Weltenrichter. 2.Kor 6;18 So will ich euch annehmen und euer Vater sein und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr. Der „allmächtige Herr“ ist in der Septuaginta, der griechischen Bibel, der Pantokrator. Oder auch in Off 1,8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. oder Off 4,8 Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.

Um diesen Allmächtigen Herrn geht es letztlich auch am heutigen Fronleichnamstag,

offiziell „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Wenn es um Christus geht, geht es immer um diesen Allmächtigen Herrn, der für uns gelitten hat, gestorben und auferstanden ist.

Während das Sgraffito (das Abkratzen von Verputzschichten zur Darstellung künstlerischer Wandgestaltung) immer als Kunst galt, ist das beim Graffito nicht immer so: meist wir es als Vandalismus wahrgenommen und nur allmählich setzt sich durch, dass man es auch als Kunst sieht. In der Forschung geht man inzwischen davon aus, dass Graffiti (die es in ganz unterschiedlichen Formen und Aussagen gibt) eine Menetekel-Funktion erfüllen; sie können in gewissem als politisches Barometer gesehen werden, ob und wie sie geduldet, geschätzt oder verteufelt werden.
Dan 5,4f Und als sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, bronzenen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter. Im gleichen Augenblick gingen hervor Finger wie von einer Menschenhand, die schrieben gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand im Königspalast… 25 So aber lautet die Schrift, die dort geschrieben steht: Mene mene tekel u-parsin. 26 Und sie bedeutet dies: Mene, das ist, Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. 27 Tekel, das ist, man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden … 29 Da befahl Belsazar, dass man Daniel mit Purpur kleiden sollte … dass er der dritte Herrscher im Königreich sei.

Es braucht also gar nicht den Teufel an der Wand, damit das Böse sich Bahn bricht oder letztlich ebenso Gutes werden kann, auch durch die Wandschriften und –malereien, die ja eine der ältesten Kulturleistungen überhaupt sind. Fast 32.000 Jahre alt sind die ältesten bisher entdeckten Malereien.
Vielleiht ist es gut mehr Augenmerk zu legen auf das, was sich uns an der Wand so alles zeigt – in der Realität und vielleicht auch im Traum!

Einen schönen Feiertag!

Eure

Ingrid Vogel