Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.

5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.
6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.
7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. 1.Kor 12

Und mit etwas anderer Gewichtung lesen wir in Römer 12,1 Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Gottesdienst im Alltag,

im Leben, mit allem, was wir sind und haben – davon sprach Luther, wenn er sagte: „Wenn ein jeder seinem Nächsten diente, dann wäre die ganze Welt voll Gottesdienst.
Ein Knecht im Stall wie der Knabe in der Schule dienen Gott. Wenn so die Magd und die Herren fromm sind, so heißt das Gott gedient, so wären alle Häuser voll Gottesdienst.“

In den letzten Wochen hörten wir öfter: die Hausandacht sollte wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden und vor allem der Gottesdienst im Alltag.
Doch ist das so einfach? Wie kann mein Alltag, der sich oft im gleichen stumpfsinnigen Vorsichhinarbeiten zu erschöpfen scheint, wie kann mein Alltag, der vorbeiflitzt wie ein Düsenjet, wie kann mein Alltag, der angefüllt ist mit Kleinigkeiten, wie kann dieser Alltag Gottesdienst sein? Und vor allem – ersetzt dieser den Gottesdienst in der Gemeinschaft in der Kirche, im Beisammensein unter Wort und Sakrament? Haben wir nicht gerade in den letzten Wochen so deutlich gespürt, dass uns etwas abgeht, wenn es nicht möglich ist, zusammenzukommen?

Für Luther waren der Dienst in der Familie, im Stall und in der Kirche insofern einander gleichgestellt, als alles dem Dienst an Gott und den Menschen zur Ehre verhilft, gleichgültig, ob ich dabei Großes schaffe oder aber eben eine Kleinigkeit sich an die andere reiht. Die Berufung zur Arbeit war ihm wichtig, gerade auch im Gegenüber zu den mitunter weniger tätigen Mönchen. Daher konnte er auch sagen: „Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen.“

So wurde Luther zum Schöpfer des Wortes „Beruf“.

Und auch zu einer dahinter stehenden Arbeitsethik. Er ging davon aus, dass das Tun des Menschen Berufung ist – und zwar aller Menschen, nicht nur der Geistlichen. Und die Gaben, die wir dazu bekommen haben, sind alle Gaben Gottes, sie sind nur sehr unterschiedlich. Und genau das braucht es in einem funktionierenden Sozialgefüge, denn wären wir alle Pflasterer oder Krankenschwestern oder Pfarrsekretärinnen, dann wäre unsere Gesellschaft arm dran.

Ich bin dankbar für die Gaben, die Gott mir geschenkt hat,

und ich bin so froh, dass die Menschen, die unmittelbar mit mir das Leben teilen, jede und jeder so ganz andere Gaben haben!

Eure

Ingrid Vogel