Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Sauer macht lustig – so sagt man zumindest.

Eigentlich heißt es, sauer macht „g‘luschitg“, also Appetit. Denn Säuren regen unseren Stoffwechsel an und gelten daher als appetit- und geschmacksfördernd.

Meist kommt das Wort in unserer Bibel im übertragenen Sinn vor – so etwa bei Matthäus in der Bergpredigt 6,6 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen.

Hängengeblieben bin ich bei einem Vers des Jesaja: 5,18 Weh denen, die sich vor den Karren des Unrechts spannen und ihre Schuld wie mit Wagenseilen hinter sich herziehen! 19 Sie sagen: »Er soll sich beeilen und tun, was er vorhat, der heilige Gott Israels! Er will uns bestrafen? Wir wollen endlich etwas davon sehen!« 20 Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Schwarz Weiß und aus Weiß Schwarz machen, aus Sauer Süß und aus Süß Sauer! 21 Weh denen, die sich für weise und verständig halten! 22 Helden sind sie – im Weintrinken, und tüchtige Männer – im Mischen von scharfen Getränken. 23 Als Richter lassen sie sich bestechen: Schuldige sprechen sie frei und Unschuldige verurteilen sie.

Über Bestechlichkeiten müssen wir ja nicht lange nachdenken, denen laufen wir ununterbrochen über den Weg. Und nur zu oft erleben wir, dass uns jemand das Wort im Mund umzudrehen versucht. Es sind viele, die wir heute auch gut kennen, die Jesaja da im Namen Gottes mit einem Weheruf belegt: die Habgierigen (vielleicht sind es die Spekulanten), die Trunkenbolde, die, die über den Ratschluss Gottes spotten, die Verfälscher und Verdreher von Wahrheit und Recht, die, die sich so gut vorkommen und die prahlerischen Helden. Weherufe gibt es viele in der Bibel – sie sind sehr oft direkt als Gegenstück zu den Makarismen, den Seligpreisungen, angeführt.
Und eins ist mir klar: auch wenn ich gut evangelisch bin, und nichts von Werkgerechtigkeit halte – aber ob über mich ein Wehe- oder ein Segensspruch gesagt wird, liegt schon auch an meinem Verhalten.
Wenn ich mich auf die falsche Seite schlage, kann mir das Urteil über mich sicher sauer aufstoßen!

Lassen wir uns lieber vom Sauren Lust machen auf Schönes und Gutes.

Genießen wir – auch in dieser Frucht – das Heilende, die Vitamine, und das Erfrischende – (Zitroneneis: hmmm!)
Wenn auch die Zitrone ursprünglich aus Indien kommt, mit Goethes Mignon können wir gerne fragen: „Kennst du das Land, in dem die Zitronen blühen?“ und damit unserer Italiensehnsucht Raum geben.
Sie ist ja schon eine besondere Frucht – diese Zitrone. Faszinierend fand ich immer schon, dass man auf dem immergrünen Baum zugleich Blüten und reife Früchte findet! Kandiert und als Zugabe bei den unterschiedlichsten Speisen, als Saft und als Marmelade – Zitronen haben schon was! – auch wenn sie in der Bibel nicht vorkommen, ich bin sicher, dass sie schon im Paradies gewachsen sind!

Genießen wir von der Säure der Zitronen wieder die Lust auf Mehr vom Leben!

Da müssen wir nicht sauer dreinschaun und vor allem nicht versuchen aus Süß Sauer und aus Sauer Süß zu machen!

Einen angenehm frischen Tag wünscht Euch

Eure

Ingrid Vogel