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Metamorphose – Verwandlung der Gestalt

Im Märchen und in der Mythologie hören wir immer wieder von Verwandlungen. Die Götter haben sich verwandelt, um irdischen Lüsten zu fröhnen. Prinzen wurden verwandelt, um von liebenden Prinzessinnen erlöst zu werden. Im Märchen sind es meist Hexen, die eine solche Verwandlung herbeiführen.
In der griechischen und römischen Mythologie ist Metamorphose göttlich gesteuert oder magisch herbeigeführt. Für viele ist vermutlich der Froschkönig ein gut bekanntes Beispiel. Vor allem die Rückverwandlung ist hier das Wichtige.

Goethe schrieb eine Abhandlung über „Die Metamorphose der Pflanzen“.

Bei Rudolf Steiner und den Anthroposophen spielt die Welten-Metamorphose eine wichtige Rolle. Bekannt sind besonders die Metamorphosen des Ovid. (250 Verwandlungsgeschichten aus der Mythologie. Oft sind sie Strafen für irgendein Fehlverhalten.)

Strafe ist auch die bekannte Metamorphose in der Bibel: 1.Mos 19 Spricht der Engel des HERRN zu Lot: Rette dein Leben und sieh nicht hinter dich, bleib auch nicht stehen in dieser ganzen Gegend. 26 Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.

Ja, wir alle machen immer wieder Metamorphosen durch im Menschsein.

Das Zurücksehen ist bei der Metamorphose immer schwierig – es lässt uns erstarren, wie Lots Frau, und bindet uns an Gewesenes. Wir versuchen, Wegplatten festzuhalten anstatt auf ihnen voranzuschreiten.
An erster Stelle ist also die Phase des Ablösens oder Auflösens – da dürfen wir betrauern, was nicht mehr ist. Es ist das Absterben des Alten, und doch auch schon das Bedanken was wir erkennen an Potentialen in uns. Doch im Prinzip sind wir da eher passiv.

Allmählich aber erscheinen uns Bilder, wohin der Weg gehen könnte – also Imaginationen, wie man das auch nennt. Man könnte sagen, da ist die Idee, die alles bewegt. Die muss bedacht und vielleicht auch bemurmelt werden.
Und dann folgt der rechte Zeitpunkt für die Veränderung, die Verwandlung. Egal ob das (nur) der neue Haarschnitt ist oder das Wiederhochfahren des Normallebens nach der jetzigen Krise. Es ist die Phase, in der der Schmetterling versucht, seine Flügel zu formen und die Fühler zu spüren, die Phase in der er überlegt, wie er sich aus der Puppe herausfalten könnte. Vielleicht ist jetzt der Moment, wo meine innere Prinzessin mich an die Wand klatschen muss, damit ich frei werde für das neue Leben.

Doch erst in einem weiteren Schritt ist die Metamorphose vollkommen. Der Schmetterling fliegt und weiß nichts mehr von seinem Raupendasein und seinem Kokon. Der neue Haarschnitt wird bewundert, doch schon nach 3 Tagen weiß man nicht mehr, wie sich das vorher angefühlt hat. Und auch wir beginnen schon zu vergessen, wie war Ostern in der Quarantäne. Ja auch für noch größere Verwandlungen gilt dies!

Der Blick der Verwandlung geht nach vorne.

Und das Leben beginnt wie auf einem anderen Level wieder völlig neu.
Naja – nicht umsonst heißt es „alles neu macht der Mai“!

Viel Freude an immer wieder neuen Verwandlungen wünscht

Eure

Ingrid Vogel