Die 2001 gegründete Sonntagsallianz stellt sich mit ihren über 50 Mitgliedsorganisationen hinter die heimischen ArbeitnehmerInnen und gegen die erneut vorgebrachten Forderungen der Shoppingcenterbetreiber.
(Wien, am 29.4.2020) Die Forderung einiger Shoppingcenterbetreiber für eine Sonntagsöffnung werden in regelmäßigen Abständen vorgebracht, aber noch nie erschienen die wahren Absichten dahinter so deutlich wie jetzt.
„In Zeiten von Kurzarbeit und erhöhter Arbeitslosigkeit, verbunden mit Geldeinbußen und Zeitmangel von erweiterten Öffnungszeiten zu träumen, beweist den mangelnden Realitätsbezug mancher selbsternannter Vertreter des Handels“, wundert sich Philipp Kuhlmann, Sprecher der Allianz für den freien Sonntag (Sonntagsallianz). „Gerade jetzt, wo Menschen mit massiven Umstellungen wie home office, erweiterter Kinderbetreuung und dazu noch weniger Entlohnung bzw. einer Ansteckungsgefahr konfrontiert sind, zeigt diese Forderung, dass es den Shoppingcenterbetreibern lediglich um ihre Mieten geht. Die Handelsunternehmer selbst, ihre Angestellten und auch die Kunden spielen in den Überlegungen in Wirklichkeit keine Rolle“, räsoniert Kuhlmann.
Denn die Forderung nach Sonntagsöffnung wird von den kleinen und mittelgroßen Unternehmen Österreichs nicht mitgetragen und sie würde auch lediglich eine Kannibalisierung unter den Handelsunternehmen fördern – die Großen fressen die Kleinen. Gerade in Zeiten der Corona-Krise zeigt sich allerdings bei heimischen KonsumentInnen eine Solidarität mit kleineren, regionalen Unternehmen: Heimische Waren stehen hoch im Kurs.
Längere Öffnungszeiten bringen nicht mehr Umsatz
Tatsächlich waren schon im letzten Herbst über 60% der ÖsterreicherInnen nicht für eine Sonntagsöffnung und damals gab es noch keine Corona.Krise.
Christian Lindmeier, Sprecher der Wiener Sonntagsallianz und Betriebsrat bei der Leder&Schuh AG (Humanic, Shoe4you) weiß aus eigener Erfahrung, dass längere Öffnungszeiten zur Zeit kein Thema sind. „Wir sehen im Handel, dass die KundInnen beim Shoppen sehr zurückhaltend sind und es daher keine Ausweitung der Öffnungszeiten braucht. Es steht weniger Geld zur Verfügung und auch die Lust am Einkaufsbummel ist vielen vergangen.“
Eine Aussendung der GPA-djp vom 28.4. bestätigt, dass 43 Prozent der Haushalte durch die aktuelle Krise weniger Einkommen zur Verfügung haben.
Sonntag bedeutet dringend benötigte Erholung
Gerade in Zeiten erhöhter Mehrbelastung durch home office, Kinderbetreuungspflichten, Haushaltinstandhaltung und auch psychischem Druck ist der Sonntag als arbeitsfreier Tag unverzichtbar. Besonders die Handelsangestellten, die bereits während der letzten Wochen massiv belastet waren, kämen bei einer Sonntagsöffnung erneut unter Druck. Denn die heimischen Unternehmen werden in der jetzigen Finanzsituation kaum weiteres Personal einstellen. Zur massiven Belastung von Familien als wichtige Systemerhalter meldet sich auch Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreichs, zu Wort: „Während der Krise haben
wir die Angestellten im Lebensmittelhandel zu Recht bedankt. Nun, wo ein erster Schritt Richtung Rückkehr zur Normalität bevorsteht, wird prompt überlegt, den Handelsangestellten und ihren Familien den einzigen geregelten freien Tag – den Sonntag – zu nehmen.“
Aber nicht nur die Menschen erholen sich am Sonntag, auch Flora und Fauna atmen auf, wenn es weniger Verkehr gibt – auch das zeigt der wochenlange lockdown, der für nachweislich reinere Luft und weniger Lärmbelästigung gesorgt hat.
Der Sonntag als Geschenk für Religion und Ehrenamt
Für die Religionsausübung ist der Sonntag von jeher ein wichtiger Tag, Bischof Alois Schwarz unterstützt die Sonntagsallianz deshalb auch seit Jahren als kirchlicher und katholischer Sprecher: „Nach christlichem Verständnis ist der Sonntag der erste Tag der Woche. Der Sonntag kommt also vor Arbeit und Wirtschaft. Damit ist der freie Sonntag Ausdruck dafür, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt.“
Auch der evangelische Superintendent Matthias Geist steht mit seiner Kirchengemeinde hinter dem freien Sonntag: „Die systemerhaltenden Berufe im Handel waren jetzt die kurzzeitig „Hochgelobten“. Aber auch sie brauchen ihr Einkommen und ihre Familie, mit der sie ihre gemeinsame Freizeit teilen möchten. Wir sollten sie davor bewahren, dass sie durch allzu liberale Maßnahmen der Ladenöffnung die „Verlierer der Krise“ werden.“
Viele Menschen üben am Sonntag Ehrenämter aus, gehen ihren Hobbies in Vereinen nach oder planen Veranstaltungen mit FreundInnen. Wenn auch der letzte, sichere Tag für Gemeinsames wegbricht, fallen diese Aktivitäten weg. Eine Einschränkung des Ehrenamtes gefährdet sozialen Zusammenhalt und Gesellschaft. So sind z.B. 99% der Feuerwehren in Österreich ehrenamtlich organisiert.
#meinsonntag #dersonntaggehörtmir #sundays4future
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