Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
und muss nicht beten …
Miau, Miau, hörst du mich schreien? Miau, Miau, ich will dich freien!
Folgst du mir aus den Gemächern, singen wir hoch auf den Dächern.
Miau, komm geliebte Katze, miau, reich mir deine Tatze!
Dächer bilden Stoff für so manches Lied.
Ein Dach über dem Kopf – wie unterschiedlich sie doch sein können!
Wenn ich an die Katze auf dem heißen Blechdach denke, oder ein schilfgedecktes Häuschen, die Flachdächer moderner Städte und früher Siedlungen, oder das begrünte Rasendach … die Dächer über Paris, über Florenz, über Berlin, über Salzburg …
Reiner Kunze:
„Wer da bedrängt ist
findet mauern, ein dach
und muss nicht beten“
Dieser Text von Reiner Kunze, der einem evangelischen Pfarrhaus gewidmet ist, berührt mich immer wieder tief. Evangelische Freiheit, und evangelisches diakonisches Denken und Handeln – wie wunderbar die Dinge zusammenspielen! Etwas von der Weite des Denkens, und der Liebe des Handelns, und vor allem der Zweckfreiheit – ja das ist ein Teil unseres Glaubens!
Das Dach der Arche macht Noah auf, um das neue Leben in Freiheit zu begrüßen (1Mos,8,13 … die Wasser waren vertrocknet auf Erden. Da tat Noah das Dach von der Arche und sah, dass der Erdboden trocken war.) Wenig schmeichelhaft die Aussage von Spr 27,15 Ein zänkisches Weib und ein stetig tropfendes Dach, wenn’s sehr regnet, lassen sich miteinander vergleichen. Liturgische Verwendung hat Mt 8,8 gefunden: Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Und nochmals ganz anders Mk 2,4: Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, gruben es auf und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. Die bekannte Heilungsgeschichte, die deutlich macht, wie leicht es war, ein Dach zu öffnen und zu verschließen. Die Dächer waren auch der Ort für das Laubhüttenfest.
Klar wollen wir immer alles unter Dach und Fach bringen, was halt nicht immer gelingt. Wenn Feuer am (oder unterm) Dach ist, dann ist Eile geboten, und der sprichwörtliche Spatz in der Hand ist nur manchmal erstrebenswerter als die Taube auf dem Dach. Redeweisen gibt es einige, die mit dem Dach zusammen-hängen. Im Aberglauben finden sich unter dem Dach oder in den Öffnungen des Dachs immer wieder Schlupfwinkel für dämonische Wesen, für Erinnerungen aus ferner Zeit oder ganz einfach nur den Zugang für märchenhafte Gestalten wie den Santa Claus.
Ein Bild des Segens, des Heils und der Ruhe – des geschützten Lebens.
So kann Matthias Claudius dichten:
Gott gebe mir nur jeden Tag, so viel ich brauch zum Leben.
Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach, wie sollt er’s mir nicht geben!
Eure
Ingrid Vogel