Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Ding dang dong!

Bruder Jakob, Schläfst du noch? Hörst du nicht die Glocken?

Glocken – sie rufen:

zum Gebet, zum Aufstehn, zum Memento mori, zum Grab, zur Auferstehung. Glocken sie laden zum Spiel, sie sind Musik, ihnen wird apotropäische Wirkung zugeschrieben, sie leiten das Vieh, sie sind wichtig im Brauchtum (Glöcklerlauf etc.) u.v.m. Sie schlagen die Zeit, strukturieren, fungieren als Läutewerk der Bahn, auf Schiffen, in der Schule. Und nicht zu vergessen: am Christbaum, läuten als Tauf-, Hochzeits- und Totenglocken, in Glockenspielen … Eigentlich sind Glocken omnipräsent.

Glocken sind schon für die Zeit um 1500 v.Chr. nachgewiesen. Es gibt sie auf allen Kontinenten und in ganz vielen Religionen.

Von der kleinsten Schelle bis zur größten Turmglocke, Handglocken und Uhrglocken, mit und ohne Klöppel – sie sind sehr vielgestaltig, und vieltönig. Selbst durchs Feuer gegangen, sind sie auch als
Feuerglocken im Gebrauch.

Glocken haben etwas Geheimnisvolles an sich, etwas Mystisches.

Und jeder Glockenguss ist eine heilige Handlung. Freitags um 15.00, zur Sterbestunde Christi, wird gegossen. Voraus geht eine streng rituell gestaltete Andacht. Bis ins 12. Jh. wurden Glocken überhaupt nur von Mönchen gegossen.
Erwähnt sie natürlich, dass es Glcoen auch aus anderen Materialien gibt, wie Holz, Porzellan u.ä.

In der Gute Nachricht Bibel gibt es eine nette Übersetzung: Mt 6,2 Wenn du also einem Bedürftigen etwas spendest, dann häng es nicht an die große Glocke! Benimm dich nicht wie die Scheinheiligen in den Synagogen und auf den Straßen. Sie wollen nur von den Menschen geehrt werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert. Die bekannteste Bibelstelle, in der Glocken vorkommen, ist wohl aus 1Kor 13,1: Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Ps 150 Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! Hier wird das Wort Zimbel eingesetzt, das in der Campanologie – der Glockenkunde – für ganz kleine Glöckchen verwendet wird.

Friedrich Schiller hat in seinem berühmten Gedicht „Die Glocke“ einen weiten Bogen gespannt

von dem tatsächlichen Guss einer Glocke, über Arbeitsphasen und Liebesphasen, mythologischen Bildern zu dem handfesten Leben, dem Scheitern und Gelingen.
Wohl! nun kann der Guss beginnen Schön gezacket ist der Bruch.
Doch bevor wir’s lassen rinnen, betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus! Gott bewahr‘ das Haus.
Freude hat mir Gott gegeben Sehet!

Wie ein goldner Stern Aus der Hülse, blank und eben, schält sich der metallne Kern
Doch bereits in der 2. Strophe wird deutlich: ohne Gottes Segen wird nichts:
Soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben

Eure

Ingrid Vogel