Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Einer tanzt immer aus der Reihe!
Und manchmal sind es sogar mehr!
Ist das ein Zeichen von Charakterstärke,
von dem Wissen um das Einmalige, das Besondere? Ist es nichts anderes als der Kampf um Individualität. Oder gar das Querulantentum, das Notorische: >Ich bin dagegen<. Wir kennen sie, die es allen Behörden schwer machen, Nachbarn nicht in Frieden lassen, und nur um des Widerspruchs willen Stunk machen. Jene, die sich nie einordnen können, von unterordnen ganz zu schweigen. Jene, die dieses Verhalten zum Lebenszweck machen, ohne den Sinn ihres Widerstands zu hinterfragen.
Mitunter allerdings ist es genau der einsame Widerstand, der das Richtige ins Rollen bringt.
Vielleicht ist es der eine, der aus der Reihe tanzt, und dadurch alle andere zum Umdenken anregt und zu einer Gesinnungsänderung bringt.
Zivilcourage, die ausbricht aus dem Gewohnten, die nicht angepasst ist, und genau dadurch prophetisch wirken kann. Die Grenze zur paranoiden Persönlichkeitsstörung ist leicht überschritten.
Ohne die Widerständigkeit, ohne das Ausbrechen aus Konventionen, ohne das einsame Suchen nach neuen Wegen, würden so manche ewigen Irrtümer bestätigt, und wäre Stillstand des Systems vorprogrammiert.
Zum Tanzen aus der Reihe braucht es Mut.
Denn was tun, wenn genau dieser Weg sich als falsch entpuppt. Dann steht man wirklich alleine da, erntet Spott und Hohn und findet nicht zurück in die Gemeinschaft. Zum Tanzen aus der Reihe braucht es die innere Überzeugung, das Richtige zu tun. Um damit zu punkten, braucht es aber auch das Durchhaltevermögen und die Überzeugungskraft. Sonst ist es vergebliche Liebesmüh, die einen nur selbst aufreibt.
Tanz ist Bewegung, ist die Phantasie der Lebendigkeit,
das Einswerden von Körper, Seele und Geist im Ausdruck dessen, was beeindruckt. Aus der Reihe zu tanzen heißt also auch, dem Eigenen zum Ausdruck zu verhelfen und ggf. das Solo zu bringen, das auf dem Hintergrund der gleichgeschalteten Gruppe erst zur wahren Kunst wird.
2 Sam 6, 14f Und David tanzte mit aller Macht vor dem HERRN her und war umgürtet mit einem leinenen Priesterschurz. Und David mit dem ganzen Hause Israel führte die Lade des HERRN herauf mit Jauchzen und Posaunenschall. Auch David tanzte aus der Reihe. Auch er war oft auf einsamem Posten, nicht nur vor der Bundeslade. Manchmal gilt er in seinen Alleingängen und in seinem skrupellosen Verhalten allerdings eher als Antibeispiel für Zivilcourage. Als Nathan, der weise Prophet, hin überführt und ihm klarmacht, dass er auf dem falschen Weg ist (Uria hat er in den Tod gebracht, um dessen Frau Batseba zu heiraten), kann genau Nathan ihn aber auch zur Einsicht bringen, indem Nathan seinerseits Zivilcourage an den Tag legt.
Oft geht es in unserer Bibel um diese Form der Zivilcourage, um das Nicht-Wegschaun, Nicht-Weghören und letztlich Nicht-Weggehen. Es geht darum, sich dem zu stellen, was jetzt dran ist. Es geht darum, aus der Reihe zu tanzen und sich gegen den Populismus jenen zuzuwenden, die ausgegrenzt sind, die Hilfe brauchen, die zu Unrecht an den Rand gedrängt werden oder die keine Lobby hinter sich haben.
Tanzen wir doch öfter aus der Reihe und bekräftigen so, was uns als Christen als ethisches Handeln aufgetragen ist! Vielleicht schaffen wir es mitunter, der oder die eine zu sein, der aus der Reihe tanzt!
Eure
Ingrid Vogel