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Muscheln in meiner Hand

Muscheln sind beinahe kopflos, vielgestaltig, vielfarbig und fast überall vorhanden. Ca. 8000 Arten gibt es von diesen am Meeresgrund – und einige auch im Süßwasser – lebenden Tieren.
Als Schmuck, als Nahrungsmittel, als Kalklieferanten, und als Zahlungsmittel waren, und sind Muscheln immer schon ganz nahe am Menschen und seiner Kultur.

Anne Morrow Lindbergh titelt ihr Buch „Muscheln in meiner Hand“

und setzt als Untertitel hinzu: Eine Antwort auf die Konflikte unseres Daseins (erschienen 1955). Nach erschöpfenden Zeiten findet sie Ruhe am Strand und Muße, um der Symbolik der einzelnen Muscheln nachzugehn. Liebe und Wachstum, Behausung und örtliche Begrenztheit, zentrifugale Zerstreuung und Wegweiser zu einem neu zu definierendem Lebensgefühl – all das und noch vieles mehr entdeckt sie in den Muscheln.

Von dem großen Kirchenvater Augustin wird erzählt, dass er ratlos war, die Dreieinigkeit zu erklären.

Da sah er einen kleinen Buben, der mit einer Muschel Wasser aus dem Meer schöpfte und es in ein Sandloch goss, das er zuvor gegraben hatte. Auf die Frage, was er tue, sagte der Bub: ich schöpfe das Meer in dieses Loch. Für Augustin war es ein Zeichen, dass auch er die unfassbare Wahrheit Gottes nicht mit einer Muschel ausschöpfen könnte.
In der Bibel selbst, kommen die Muscheln nicht vor, aber die Perlen: In der Offenbarung, Kapitel 21 ist die Perle das Bild der Kostbarkeit im Neuen Jerusalem: 21 Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und die Straße der Stadt war aus reinem Gold wie durch-scheinendes Glas.

Die Jakobsmuschel, auch Pilgermuschel, ist seit dem 9. Jh. Zeichen der Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago.

Am Hut oder Mantel getragen weist sie den Pilger aus – an die Tür gehängt die Pilgerherberge. Benannt ist sie nach dem Apostel Jakobus, der als Schutzherr der Pilger gilt. Die Pilger verwendeten die Muschel früher als Gefäß zum Wasserschöpfen.

Muscheln in der Hand –

manche sind so zart, dass man sie kaum in die Hand nehmen kann. Zerbrechlich und dünnschalig mahnen sie auch die Zerbrechlichkeit unseres Lebens an. Andere sind fest und robust, wie z.B. die Austernschalen. Türmchen und schneckenartige Gehäuse diesen oft anderen Tieren als Unterschlupf und Behausung.
Ich vermute, fast jeder hat schon mal Muscheln gesammelt. Oft ist man so fasziniert von der Fülle und dem Reiz, dass man vergisst, was sich rundum alles abspielt. Der Sand unter den Füßen, da Rauschen des Meeres – – – Als Resümee schreibt Lindbergh: „Man kann nicht alle schönen Muscheln am Strand sammeln. Man kann nur einige sammeln, und sie sind umso schöner, je weniger sie sind. Eine Mondmuschel ist eindrucksvoller als drei. Der Himmel besitzt auch nur einen Mond. …Unser Leben ist nicht nur mit Trivialitäten überhäuft, sondern auch mit Wesentlichem. Wir können durch ein Übermaß an Kostbarkeiten erdrückt werden – von einem Zuviel an Muscheln, wo doch nur eine oder zwei bedeutungsvoll wären.“

Diese Weisheit kennt auch unsere Bibel: Mt13,45f Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. DIE eine einzige Perle, für die der Kaufmann alles bereit ist zu geben als Bild für den einen Schatz des Lebens in Jesus Christus: für das Himmelreich.

Eure

Ingrid Vogel