Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Bilder sehen und die Bibel verstehen.

Haben Sie schon einmal versucht, absolut ohne Bilder zu denken?

Sommer z.B., da fällt Ihnen vielleicht heiß ein oder ein wogendes Getreidefeld, oder Urlaub oder Verkehrsstau, Ferien, oder lesen, schwimmen, faulenzen …
Aber geht es auch ganz ohne Bilder?
Wir westlichen Menschen denken in Bildern – und das hat Jesus gewusst, und das wussten auch jene, die die Geschichten aufgeschrieben haben, die uns im Alten Testament, in der jüdischen Bibel, überliefert sind. Ein Denken ohne Bilder, wie es die östliche Meditation anleitet, ist uns fremd. Das, was da ist, dürfen wir auch nützen – das gilt für alle Bereiche. Und auch für die Bilder.
Hier eine Seite aus der sogenannten Salzburger Armenbibel, der Codex a IX12.

Er ist eine typologische Bilderhandschrift mit einem erklärenden Text.
Er liegt in der Erzabtei St. Peter zu Salzburg und ist vermutlich im 15. Jh. in Salzburg gebunden worden.

Jesus macht sich unser bildhaftes Denken zunutze.

In vielen Gleichnissen, Metaphern und Bilderzählungen schildert er die kompliziertesten Zusammenhänge. Ähnlich wie diese Handschrift greift auch das Neue Testament immer wieder zurück auf Bilder und Erzählungen des ersten Testaments, und rückt so z.B: das schwierige Geschehen der Auferstehung am dritten Tag in den Kontext des Propheten Jona, der 3 Tage im Bauch des Fisches war.
Mt 16,1ff Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten ihn auf, sie ein Zeichen vom Himmel sehen zu lassen. … 3 Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels wisst ihr zu urteilen, über die Zeichen der Zeit aber könnt ihr nicht urteilen? 4 Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon.

Jesus nimmt immer Bilder, aus dem Alltag:

das Abendrot das Morgenrot, oder an anderer Stelle ist es der Weinstock, die Tür, die gebärende Frau oder das verlorene Geld. Da muss niemand lange nachdenken.
Jedes Kind versteh diese Bilder.

Die moderne Psychologie arbeitet mit inneren Bildern, mit aktiver Imagination und mit Träumen.

Die Konnotationen die in dem Zusammenhang wichtig werden, können uns helfen, uns selbst besser zu verstehen, in kritischen Situationen gefasster und ruhiger mit manchen Anforderungen umzugehn, und letztlich zum Heilwerden von Beziehungen beitragen.
Die früheren Armenbibeln haben in vielschichtiger Weise eigentlich schon genau dieselben Erkenntnisse genützt in einer umfassenden Zusammenschau unterschiedlicher Bilder. Richter 16,2 Da umstellten die Leute von Gaza Simson und lauerten ihm die ganze Nacht über auf. Sie sagten: Bis der Morgen anbricht – dann werden wir ihn erschlagen! 3 Simson aber schlief bis Mitternacht, und um Mitternacht stand er auf. Und er ergriff die Flügel des Stadttors und die beiden Pfosten, riss sie mit dem Riegelbalken heraus, lud sie sich auf die Schultern und trug sie hinauf auf den Gipfel des Berges gegenüber von Chebron. So steht die Szene als Vorbild für Christus, der den Stein vom Grab durchbrach und damit auch die Hölle und den Tod besiegte. Ein starkes Bild der Auferstehung! und das noch neben de Jonaszene!

Ja, so modern ist unsere Bibel!

Und so modern dachten die Verfasser der Armenbibeln!
Entdecken wir dieses Wunderwerk Gottes immer wieder neu!

Eure

Ingrid Vogel