Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

WAS DA MITUNTER ZUSAMMENKOMMT … – KURIOSES 7

Man kann es sich bekanntlich nicht aussuchen, neben wem man im Bus sitzt, in der Warteschlange steht, oder auch hinter wem man auf der Autobahn fährt. Manches ergibt sich. Und plötzlich teilt man ein Schicksal. Eine Brücke stürzt ein, ein Waggon entgleist, eine Bank wird überfallen. Diese zufälligen Schicksalsgemeinschaften sind oft verblüffen, erschreckend, komisch, oder auch kurios, wie auf diesem Bild. Mitten im jüdischen Viertel ein Kunstmarkt. An allen Ständen ausschließlich jüdische Alltagsgegenstände.
Und mitten drin SIE.

SO STELL ICH MIR DEN ZUG ZUM HÜGEL GOLGATHA VOR: 

Da steht einer an der Straßenecke, die johlende Menge kommt vorbei – er will wissen, was da los ist und schließt sich dem Zug an. Sie war zufällig vorbeikommen – da stieß man ihn hinaus, mit dem Kreuzbalken auf der Schulter, in zerfetzten und blut-verschmierten Kleidern. Simon ist eindeutig zur falschen Zeit am falschen Ort, dieser Simon von Cyrene. Zu blöd, jetzt zwingen sie ihn auch noch diesem Verbrecher, das Kreuz zu tragen. Veronika – sie kommt ja in der Bibel nicht vor – steht am Rand. Da sieht sie den schweißgebadeten Jesus; sie kennt ihn ja schon, er war ihr immer recht sympathisch. Jetzt wischt sie ihm schnell im Vorbeigehen den Schweiß von der Stirn – da treiben ihn die Soldaten schon wieder weiter. Neugierige, Schaulustige, Besorgte, immer noch Hoffende, Rachsüchtige, Betroffene, Ängstliche – sie alle kommen mit in den Zug. Doch plötzlich wird es ernst – nein, da wollen sie nicht dabei sein. Schicksalsgemeinschaft zur bis zu einem bestimmten Moment.

ZUFÄLLIGES, WAS ZUSAMMENKOMMT. UND DIE CHANCE, SICH AUCH ZU ENTZIEHEN? 

Nicht immer gelingt das, dass man sich aus dem Setting befreit. Mitgehangen – mitgefangen, diese alte Redensart gilt oft. Kollektive Haftung ist dabei angesagt. Da kommt der Einzelne dann nicht so einfach heraus.

AUF EINER GANZ ANDEREN EBENE LIEGT DAS ZUSAMMENSPIEL UNTERSCHIEDLICHER STILE – 

sei es bei einem Bau mit Anbauten, Renovierungen, Neunutzungen… und bei Einrichtungen: der alte Sekretär neben der modernen Couch, die gediegene Küchenkredenz neben dem Dampfgarer…
Vorallem bei der Altstadterhaltung sind solche Fragen immer im Vordergrund: Was kommt da zusammen, und was darf da zusammenkommen.

Apg 15,6ff Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, über diese Sache zu beraten. Als man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ihr wisst, dass Gott vor langer Zeit unter euch bestimmt hat, dass durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hören und glauben. Und Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen … Und sie gaben ein Schreiben in ihre Hand, also lautend: Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, grüßen die Brüder aus den Heiden in Antiochia und Syrien und Kilikien.
Im Apostelkonzil ging es um die Frage, was darf zusammenkommen – geht es, dass Heiden Christen werden, ohne sich an alle jüdischen Gesetze zu binden. Sind die Heidenchristen den Judenchristen gleichgestellt. Was also darf und muss und soll so einfach zusammenkommen.
Diese Fragen sind virulent bei allen Migrationsthemen, bei der Frage nach Gesamtschule u.v.m.

Erstaunlich, wer dann letzten Endes mit wem wie zusammenkommt – das denke ich mir oft auch an Friedhof, welche Nachbarn da einige Leute haben…

Eure

Ingrid Vogel