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Dem unbekannten Gott

Apg 17,22ff Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

Ach, wenn es doch immer so einfach wäre –

wie viele Altäre bauen wir heute unbekannten Göttern? Hier, mit dem Blick zur Akropolis, jener Ort, an dem Paulus seine bemerkenswerte Predigt hielt. Mir wurden die Knie weich, als ich dort stand und las und ich ertappte mich dabei, mich kritisch zu fragen: was predige ich im Angesicht der vielen Altäre und Tempel, die in unserer Welt aufgestellt sind. Weiß denn heute jemand, dass es sich um Altäre für die Unbekannten handelt? Denkt jemand an den, den man noch nicht kennt? Wenn das wenigstens passierte, wären wir schon einen Schritt näher an Paulus.

Wenn er „nur“ unbekannt ist, dann kann man diesen Gott ja bekannt machen. Aber in unserer Gesellschaft meinen vermutlich viele, genau diesen – unseren – Gott zu kennen, und sie entscheiden sich gegen ihn, weil sie ihn gar nicht kennenlernen wollen.

Paulus beginnt seine Rede beim Schöpfergott,

wie wir das auch tun im Glaubensbekenntnis: 24f Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.
26ff Und er hat festgesetzt, … dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Und dann setzt er fort beim Lebendigen, dem Auferstandenen: 31f Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören.

An Jesus scheiden sich die Geister –

das merken wir immer wieder. Die einen wollen nichts von ihm wissen, die anderen aber nehmen das Angebot an, und wollen in das Geheimnis Gottes immer weiter eindringen – so weit es uns Menschen eben geschenkt ist, die Unergründbarkeit Gottes zu ergründen.

Was predigen wir von diesem Auferstandenen?

Was ist uns wert, von ihm weiterzusagen? Und das alles im Angesicht der vielen Götter. Paulus hat keine Berührungsängste, aber er setzt auch eine deutliche Distanz: Der Gott, der auferstanden ist, ist etwas so ganz anderes als die innerweltlich von Menschen geschaffenen Gottheiten. Er ist der Gott, von dem es heißt: Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 2Tim 1,7

Apg.17 33f So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen. Uns müsste er ja nicht mehr unbekannt sein – so dürfen wir uns einladen lassen zum Weiterhören – denn er ist nicht fern von einer und einem jeden von uns.

Eure

Ingrid Vogel