Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Im Gespräch
Reden hilft –
so plakatiert die Telefonseelsorge und macht damit Mut, anzurufen.
Reden hilft –
so schrieben unterschiedliche Corona – Hotlines, die informieren wollten, damit man in den schwierigen Zeiten Hilfe anfragen konnte.
Reden hilft – so sagen die Psychologen, die Mütter, die Coaches, die Kolleginnen…
Zumindest im Normalfall hilft es, zu reden, Dinge beim Namen zu nennen, auszusprechen, was bedrückt, was ängstigt, was auf der Seele lastet, und auch was schön ist und auferbaut.
Wer niemandem zum Reden hat, wird krank.
Aber reden und reden ist ein Unterschied.
Geschwätzt wird viel, und viel Blödsinn wird verbreitet. Große Reden werden geschwungen, die verunsichern, die Angst schüren, wo Unwahrheiten verbreitet werden, und Menschen sich in Szene setzen möchten.
Reden hilft, wenn wir uns ganz auf den anderen einlassen,
ihr aktiv zuhören, ihm das Gefühl vermitteln, Du bist wichtig, Du bist einmalig, Du bist, wie Du bist, ein geliebtes Kind Gottes.
Solche Gespräche brauchen eine abgeschiedene Atmosphäre und das gegenseitige Vertrauen.
Jes 50,4f Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, das ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet.
Eine besondere Form des Gesprächs ist das Beichtgespräch.
(vgl. Fastenbrief 6) Fragt man Schülerinnen und Schüler, was der Unterschied zwischen evangelisch und römisch katholisch sei, ist eins der ersten Dinge, dass sie einem sagen: wir haben keine Beichte. Nein, das stimmt nicht. Auch in der evangelischen Kirche gibt es die Beichte, aber keinen Zwang zur Beichte. Auch für uns gilt:
Joh 20,21ff Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Um zur Erkenntnis der Sünde zu gelangen, braucht es das Gespräch.
Es ist ein Reden mit einem Menschen, aber es ist zugleich ein Reden vor Gott. Nicht der Mensch sagt, ob etwas Sünde ist, nicht der Mensch beurteilt, oder verurteilt gar. Und von Gott heißt es: er mag die Sünde nicht, aber er liebt den Sünder.
Oft braucht es genau das Gegenüber in einem Menschen, der uns hilft, die eigene Schuld zu erkennen, der uns hilft, uns selbst zu erkennen, uns im Lichte Gottes wiederzuerkennen. Auch in der ersten Erzählung von Sünde braucht es das Gegenüber: 1 Mos 3,9ff Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Vor Gott nackt dazustehn, das kennen wir vermutlich alle. Jedoch will er uns nicht bloßstellen, sondern er will, dass wir uns unserer Blöße stellen. Wie wunderbar ist, dann ein Mensch, der uns beisteht, und uns hilft, unsere Blöße zu erkennen, zu bekennen und zu bedecken – ja, reden hilft!
Eure
Ingrid Vogel