Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Es ist … !
Vor wenigen Tagen sagte ein NDB-Leser: zum 100. NDB musst Du Dir aber etwas Besonderes einfallen lassen. Naja – vielleicht ist es anders.
Meist sind die beigegebenen Bilder solche, die sich selbst erschließen, die einen Teilaspekt der Gedanken ins Bild setzen, oder die in symbolischer Denkweise einen weiteren Zugang zum Thema eröffnen.
Sicher ist das Bemühen da, „schöne“ Bilder zu finden und Bild und Text zueinander in Korrelation zu setzen.
Dieses Objekt ist „nur“ schön.
Es stellt keinen Nutzen in sich dar, hat keine immanente Bestimmung, keine Verwendbarkeit. Es ist kein Alltagsgegenstand. Es ist…! Ja: es ist schön!
Aber was ist „schön“?
Schönheit ist kein Wert als solcher. Er hängt von den Beurteilungskriterien ab, die wiederum von gesellschaftlich geprägten Wertvorstellungen oder dem individuellen subjektiven Empfinden herrühren. Wir empfinden etwas als schön, weil wir gelernt haben, z.B. im Goldenen Schnitt zu sehen, in einer Wohlgespanntheit – einer Eutonie – zu erleben, in farblicher Abstimmung wahrzunehmen. Wir haben vorgesagt bekommen, welche Körper harmonisch sind, wo Ausgewogenheit vorhanden ist, wie sich „schöne“ Oberflächen anfühlen, wie schöne Musik klingt und vieles mehr. So kann es Schönheitskon-kurrenzen geben, gewisse Übereinstimmungen im Beurteilen von Schönem, und sogar den Streit darüber, ob etwas schön sei. In der Ästhetik, der Wissenschaft vom Wahrnehmen, definiert sich Schönheit als Urteil des Vestandes. Der griechische Historiker Thukydides sagte; „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“.
In der Bibel wird schön sehr oft in Beziehung gesetzt zu Frauen,
ihrer Gestalt und ihrem Gesicht. In dem bekannten Abschnitt aus Pred 3 heißt es in Vers 11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Er hat es gut gemacht – so lesen wir oft, hier steht schön. 1 Kor 14, 17 Dein Dankgebet mag schön sein; aber der andere wird nicht erbaut. – Ja, die Schönheit allein reicht nicht aus. das Schöne muss uns berühren, damit wir es als schön und gut erleben.
Es ist – was es ist –
so versucht Erich Fried, über das Seiende der Liebe zu schreiben. Ich denke, das gilt weit darüber hinaus. Es ist…ES – was? IST – kann sein, könnte sein, ist, vielleicht ist es…?
Das Seiende als philosophischer Begriff meint das dem Sein Innewohnende, das haptisch, optisch akustisch Wahrnehmbare des Seins. Und in manchen Gegenden sagen die Leute:
das schmeckt schön.
Dieses Kunstwerk – aus Glas gefertigt – besteht aus vielen kleinen Schmetterlingen.
Für mich ist es dadurch der Inbegriff des Seienden, ja mehr noch des Gewordenen
oder auch des Werdenden.
Der Schmetterling gilt ja oft als Metapher für die Auferstehung.
Wie sich der Wandlungsprozess von der Raupe zum Schmetterling vollzieht, so scheint
die Auferstehung als neues Sein aus dem Irdischen. Wie aus dem leblosen Kokon neues Leben erwacht, so ersteht aus dem Grab der neue Christus, der Auferstandene, der Lebendige!
Zugleich aber ist der Schmetterling in seinen unterschiedlichen Seins-Stadien auch ein Bild für den gesellschaftlichen Wandel, für alles Sein im Fluss. Wie wunderbar, dass es keinen Stillstand gibt!
Und: Wie schön sind doch so manche Schmetterlinge!
Eure
Ingrid Vogel