Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Koa g‘mahde Wiesn

Auch wenn’s manchmal so schön wär!
Das Leben ist keine „g’mahde Wiesn“. Beschaulich wirkt so mancher Pfad, einweicher Teppich aus Gras und Moos. Kitschige Farben, schattige Platzerln, und der Geruch frischer Erde. Zum Drüberstreun noch ein leises Plätschern.
Doch was erwartet uns nach dem sanften Hügel, wohin führt uns der lauschige Weg durchs Grün. Haben wir nicht alle schon so oft erlebt: plötzlich werden wir so ganz anders weitergeführt als erwartet.

Vielleicht geht es zuerst auch mal durch schattige Zonen, selbst wenn man uns so manches Haxl stellt, und wir immer wieder Gefahr laufen, zu stolpern. Der aufrechte Blick muss sich senken, damit wir die Hindernisse wahrnehmen, damit wir uns nicht unnötig verheddern im Gewirr des Alltags. Kein aufrechter Gang? – Natürlich – so kann jetzt jemand einwerfen, es ist uns kein ebener Weg und keine hindernisfreie Bahn verheißen. Im Gegenteil: Gott sprach zu Adam 1 Mos 3, 17ff Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist.

Die Wege Gottes, so heißt es, seien unergründlich. Rö, 11,33 O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Aber dennoch wünschen wir uns, zu begreifen. Wir hätten gern den Durchblick. Wir wüssten gerne, was morgen ist. Vielleicht würden wir eine andere Route wählen, wenn wir ahnten, was uns dann noch alles ereilte, welche Hindernisse sich uns böten, und wie mühsam so manches würde. Das sanfte Wegerl entpuppt sich dann als steinige Klamm und rutschiger Hang.

Doch wollen wir wirklich immer wissen, was da noch kommt. Ist es nicht manchmal viel besser, die steilen Wegstücke erst langsam kennenzulernen. Wären wir überhaupt schon bereit, den Weg in Angriff zu nehmen? Braucht es nicht für manches Wegstück die Erfahrung, das Training, und den langen Atem? Und wer garantiert uns, dass die Ausweichroute nicht noch schwieriger wäre.
Mt 6,34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine
sorgen.
 Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Ich war schon oft froh, dass ich nicht im vorhinein wusste, was mich da noch erwarten würden. Und ich bin unendlich dankbar, dass ich letztlich jedes Wegstück mit Gottes Hilfe meistern konnte.
Im Rückblick hab ich mir so manches angesehn, was sich mir in den Weg gestellt hatte – und ich hab erfahren dürfen, dass es gute Wege waren, auf denen ich geführt wurde. In meiner Lieblingsstelle in der Bibel wird Abraham herausgefordert, sich auf total Unbekanntes einzulassen: 1 Mos 12,1 Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und Abraham ging und erfuhr auf Schritt und Tritt Gottes Hilfe.

Ein kleiner Tipp: Schaut mal zurück – schaut die Bilder von hinten nach vorne an – dann könnt Ihr Euch vielleicht bald schon wieder über sanfte Hügel und gemähtes Gras freuen!

Eure
Ingrid Vogel