Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Via trita via tuta?

Dass ein ausgetretener Weg ein sicherer ist, mag für Rechtsfälle stimmen. Ob das auf der Via Iulia Augusta, der Norischen Hauptstraße von Aquileia über Villach weiter nach Norden auch so war, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen.
Sicher können wir nur sein, dass dieser Weg viel und oft begangen und vor allem befahren wurde, denn die Spurrinnen haben sich tief eingegraben.

Eingefahrene Wege können uns eine große Hilfe sein, um den Alltag schnell und unkompliziert zu gestalten.

Man kennt sich aus, man weiß Bescheid, man muss nicht lange suchen …
Aber bergen nicht gerade diese eingefahrenen Wege die größten Stolperfallen? Ganz praktisch sehen wir das auf dem Bild. Da kann man sich schon verknöcheln, Kippen, ausrutschen.
Im Alltag sind es die Situationen, die der Wiener so treffend beschreibt mit:
Des woa scho imma so, des hamma no nia gmocht, da kunnt a jeda kumman.
Ausgetretene, eingefahrene Wege mögen aus Erfahrung zwar sicher sein, aber sie garantieren somit auch irgendwann den Stillstand.

Ps 107, 4ff Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten, die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er errettete sie aus ihren Ängsten und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.

Es sind die ungebahnten Wege, die uns in die Irre gehen lassen und uns wegbringen vom heilschaffenden Wasser. Oft kann uns dann erst ein Helfer den guten Weg weisen.
So liegt es also – wie so oft – an mir selbst, welchen Weg ich wähle.
Und mitunter hilft es, wenn ich zumindest den ausgetretenen Weg einmal betrachte – schließlich muss ich ja auch das Rad nicht immer wieder neu erfinden.

Ps 139, 23f; Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Diese ehrliche Bitte kann mir helfen, Erfahrungen zu nützen und dennoch selbständig den rechten Weg zu finden
Paul Gerhardt dichtet in seinem bekannten Lied: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt:

Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir’s nicht;
dein Tun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter Licht;
dein Werk kann niemand hindern, dein Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern ersprießlich ist, willst tun.

Einen gesegneten Sonntag

Eure
Ingrid Vogel