Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Ortungssysteme

Sie helfen, den Standort zu klären, die Richtung anzuzeigen, die Distanz zur eigenen Position einzuschätzen und in der Reflexion der Wellen eine Korrektur des Kurses vorzuschlagen.

Dass solche Systeme von der Natur ganz einfach und anscheinend relativ unaufgeregt genutzt werden, wissen wir alle: bei Fledermäusen z.B., ein wenig anders bei den Zugvögeln – auch den Störchen.

Das Orten von elektronischen Geräten, insbesondere Handys, ist heute eine gängige Methode geworden.

Auch ganze Autos, wenn sie ein Navi haben oder andere elektronische Geräte, kann man leicht auffinden. Doch nicht nur im normalen Alltag aller Staatsbürger*innen sind Ortungssysteme inzwischen gang und gäbe. Und bei so mancher Ortung wissen wir gar nicht, dass wir das Objekt sind.

Bekenntnisse sind so etwas wie Ortungssysteme, sie zeigen,

wo sich jemand bewegt, innerhalb welcher Koordinaten der andere unterwegs ist, wodurch sie sich definiert, was von dem Ort zurück-schwingt.
Bei der Ortung von Handys und Fahrzeugen und dergleichen stellt sich natürlich immer die Frage des Datenschutzes. Doch wie ist das mit den Daten des individuellen Bekenntnisses? Manche behaupten, Bekenntnis sei immer öffentlich, schon per definitionem. Andere vertreten die Meinung, dass gerade das persönliche Bekenntnis niemanden etwas angeht – aus diesem Grund wird es ja auch im Spital und beim Meldezettel nicht mehr erfragt.

Gott hat ein eigenes Ortungssystem. Vor ihm gilt der Datenschutz nicht,

vor ihm können wir unsere Verortung nicht geheimhalten, vor ihm können wir nicht fliehen. Manchem mag das durchaus Angst machen. Mir gibt es Halt und Gewissheit, dass es keinen Ort gibt, an dem Gott mich nicht aufspüren würde. Er handelt wie eine kluge Mutter: er lässt mich gehen, solange ich nicht in Gefahr bin. Wenn jedoch eine heikle Situation mich bedroht, ist er da – nicht bevormundend, nicht einschränkend in der Freiheit, nicht bestimmend in dem Sinn, dass er mir jeden Schritt vorgeben würde, und ich ohnedies keinen freien Willen hätte. Nein – Gott ist da, wie eine Leitschiene, damit ich nicht im Straßengraben lande, wie ein Backup, damit ich ihn nicht einfach unabsichtlich und unwiederbringlich löschen kann, wie ein Seismograph, der anzeigt, wenn die Erde unter mir zu beben beginnt, wie ein GPS; das mir immer bei Bedarf den kürzesten staufreien Weg anzeigt. Ich darf dann entscheiden, ob ich diese Hilfen annehmen kann und will.

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein – so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag.
(aus Ps 139)

Mit diesem Psalm-Ausschnitt wünsche ich allen ein gesegnetes Wochenende.

Eure

Ingrid Vogel