Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Be-Kennen!

Kennst Du, was Du bekennst? 

Ja, das hat mit „Kennen“ zu tun.
Oder geht es eigentlich um Abgrenzung, geht es darum, klar zu sagen, bis hierher und nicht weiter? Aber kenne ich, was jenseits des Zaunes ist? Hab ich mich getraut, dort jemals hinzuschaun?
Klar, jedes Bekenntnis zieht eine Grenze.

Jedes Bekenntnis versucht, in unmissverständlicher und für alle Andersdenken einleuchtender Weise einen Standpunkt zu fixieren. Jedoch: jede Abgrenzung sollte auch nachvollziehbar sein. Und so könnte ich in Erklärungsnotstand geraten, wenn mir nicht bewusst ist, was ich ausgrenze.

Wir Evangelischen in Österreich sind oft nur „ja nicht (römisch) katholisch“.

Wir sichern uns doppelt und dreifach ab, um keinesfalls verwechselbar zu werden. Dabei haben wir vermutlich vergessen, dass wir Pro – Testanten sind, also Menschen, die für etwas Zeugnis ablegen und keine „Kontrastanten“, also niemand, der „eh schon immer dagegen war“ – wie das österreichisch so geht.

Wenn ich aber FÜR etwas stehen will, muss ich das zumindest kennen, wofür ich stehe.

Der heutige Gedenktag der Augsburger Konfession erinnert uns ganz deutlich an das, wofür wir als Evangelische stehen wollen. Vor genau 490 Jahren, am 25. 06. 1530, wurde auf dem Reichstag zu Augsburg unser Bekenntnis (oft sagen wir nur A.B.) dem Kaiser und den Fürsten zur Beratung vorgelegt. Auch jene wussten, was sie sicher nicht wollten. Auch sie waren drauf bedacht, sich abzugrenzen gegen diese neumodische Lehre. Philipp Melanchton, der Verfasser, und die Reformatoren hingegen, wussten genau, was sie wollten, wofür sie ihrerseits Zeugnis ablegen wollten und was ihnen wichtig war: überliefert wird es in der Kurzformel der vier Soli: sola gratia (allein die Gnade), sola scriptura (allein die Schrift), sola fide (allein der Glaube) und wie die Zusammenfassung und Leitlinie: solus Christus (Christus allein).

Wer nun mich bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel. Mt 10,32

Jesus bekennt sich zu uns, d. h. er kennt uns und er steht zu uns, und will uns schützen vor aller Willkür feindlicher Mächte. Knapp davor sagt Jesus zu seinen Jüngern: Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Er weiß sehr wohl, welche wirklichen Gefahren jenseits des Zaunes lauern. Er kennt hüben und drüben und stärkt alle, die für ihn einstehn, ohne die Nöte und Ängste wegzuleugnen.
Aus dem Kennen – dem doppelten – der Gefahr und seiner Menschen, kann er diese Zusage machen: Bekenntnis kann also im letzten Schützen und stärken und damit frei machen, frei von Angst, frei von Schuld und frei zum Guten.

Im Tagespsalm zum heutigen Tag bekennen sich daher die Glaubenden zu Gottes Mitgehen (wir nennen das meistens „Segen“).
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!
Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden.
Psalm 46

Zu dem Gott, der im Himmel und auf der Erde das Sagen hat, kann ich mich gerne und uneingeschränkt bekennen!

Eure

Ingrid Vogel