Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​
Liebe Freundinnen und Freunde!

„Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“

Eine Einladung zum Fastenkurs? Ein Aufruf, Coronaspeck loszuwerden? Oder eine Werbung für das neueste Slim-Fit Getränk? Weit gefehlt!
Aber mit der Werbung hat es schon etwas zu tun: hat doch Johannes der Täufer die wesentliche Aufgabe, auf Christus hinzuweisen. Er soll also gewissermaßen Werbung machen für den, der kommt. Nicht um Johannes selbst geht es, sondern um IHN. Joh 3,30 Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. 31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen. 33 Wer aber sein Zeugnis annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist.

Nicht selbst im Mittelpunkt zu stehen, nicht eifersüchtig zu werden, nicht der Versuchung der Macht und des Einflusses zu erliegen – Johannes hatte wirklich keine leichte Aufgabe. Zumal ja sein Auftrag damit beginnt, Buße zu predigen. Das wollten die Menschen zu keiner Zeit hören.

Ja, es gibt Menschen, die nicht gerne in der ersten Reihe stehn, die gerne einem anderen zuarbeiten, die gerne etwas aus dem Hintergrund bewegen, auch wenn sie nicht die Mehrzahll sind. Und, ja, es gibt sie die Menschen, die wissen, dass sich etwas ändern muss, dass Umkehr nötig ist.

Egal ob das der Klimaschutz ist oder der eigene Berufsalltag, ob es der Umgang mit dem „inneren Schweinehund“ ist oder die Frage, wie Kirche morgen zu denken ist. Wir wissen es eigentlich alle:
Es muss sich etwas ändern!

Johannes wird fast immer dargestellt als der, der mit einem langen Finger auf den Gekreuzigten und Auferstandenen zeigt.
Ändern, das ist kein Wert an sich. Ändern hat immer mit einer Relation zu tun. Nur in Beziehung zu etwas kann es Änderung geben.
Der ausgestreckte Finger ist Symbol dafür, wonach wir uns ausstrecken dürfen: Die Botschaft dessen, der vom Himmel gekommen ist. Joh 3,34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß. 35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. 36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.

Die Rolle des Vorläufers, wie er genannt wird, macht klar: der, der nach ihm kommen wird, wird Gottes Wort reden.

Und das nicht nur aus sich selbst – Vater, Sohn und Geist sind eine Einheit; und in Relation zu diesem Einen, da muss ich mich ändern. Im Blick auf ihn, kann weder ich so tun, als könnte ich frei heraus sagen: ich bin ok. Im Blick auf diesen Einen muss ich meinen Blick auf den anderen immer wieder korrigieren, muss ich mir neu überlegen, ob ich so weitermachen kann und darf, wie ich das halt schon 40, 60 oder gar 75 Jahre mache. Folge ich dem Finger des Johannes, merke ich vielleicht, dass mein Glaube Folgen haben muss im ethischen Handeln, gleichgültig in welchem Bereich. Aber gerade dann darf ich meinen Blick zu dem Gekreuzigten und Auferstandenen wenden und darauf vertrauen: Er hat für mich das Leben gebracht, und auch ich muss nichts aus mir allein tun. Er steht zu mir, egal wie gut oder schlecht ich gerade meine Aufgaben meistere, und er hat das, was bei mit defizitär ist, schon längst in seiner Liebe geborgen.

Im Vertrauen darauf, darf ich mich trauen, mein Leben neu zu denken.

Eure

Ingrid Vogel