Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Gott macht einen Bogen um uns – das könnte sehr zweideutig klingen.

Aber gemeint ist die Zusage: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1 Mos 8,22)

Gott will diese Erde retten – großartig!

Er will den Lebensraum für Menschen und Tiere und Pflanzen schützen – tut uns das nicht gut, darum zu wissen?
Eine gewittrige Stimmung, ein vorbeiflitzender Baum, eine verzerrte Landschaft – aber die Zusage bleibt! Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: 13 Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. (1 Mos 9, 12f)

Es sind besondere Gegensätze, die hier ins Blickfeld geraten, es sind wichtige Grundlagen für das Dasein, und es sind die wunderbaren Strukturen, die das Leben so reich und vielfältig machen! Oft denke ich mir, wie gut, dass wir die unterschiedlichen Jahreszeiten haben, wie herrlich, dass es warm und kalt ist, und dass wir drauf vertrauen können, dass etwas wächst! Klar, es gibt gute und schlechte Erntejahre, es gibt warme Winter und verregnete Sommer. Aber es gibt nicht das ganze Jahr über dasselbe, das macht das Leben auf unseren Breitengraden so reich! Welch bunte Vielfalt hat doch Gott uns anvertraut.

Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte (1 Mos 2,15). Unsere Aufgabe rückt mit dem Bundesschluss nochmal mehr in den Vordergrund: Wir dürfen diese Erde bebauen! Und wir müssen sie bewahren!

Ich liebe Regenbögen. Und jeder Regenbogen scheint zu mir zu sprechen: „Du, ich bin da – Fürchte dich nicht“. Ich freue mich an der Vielfalt der Farben und weiß zugleich darum, dass in der Buntheit letztlich nur eine einzige Farbe steckt. Ich freue mich an der Form – sie umspannt mein ganzes Blickfeld – ja, sie ist so riesig, dass ich sie in kein Foto bannen kann. Ich bewundere die Spiegelung, die Umkehr der Farben, welch großartiges Gemälde ziert doch den Himmel!
Aber ich weiß auch um die Vorläufigkeit, die Flüchtigkeit, die Zerbrechlichkeit allen Lebens. Er ist nicht zu halten. Der Bogen des Himmels, er ist nicht zu fassen, zu archivieren, zu konservieren. So liegt in der Schönheit und der Perfektion auch immer die Vergänglichkeit, im Hohen das Tiefe, im Leben der Tod.

Gott gibt uns als Zeichen und Zusage des Lebens, das weitergeht eben nicht eine starke Eiche oder eine goldene Kugel, auch nicht den festen Grund der Erde. Er mahnt uns mit dem Zeichen des Regenbogens an die Chance der immerwährenden Veränderung, und zugleich an die Hoffnung, dass gerade dann, wenn Gewitterstürme unser Leben bedrohen und stürzende Fluten uns mitzureißen drohen, seine Zusage an uns und an diese Erde weiterträgt und Halt gibt. Damit der Bogen Gestalt gewinnen kann, braucht es eben schon mitten in den Regen den Sonnenschein, mitten in die Nacht den Tag.

Dann können die Farben beginnen, ihr Spiel zu treiben uns ihre besonderen Botschaften zuzusprechen: Sicher, die Farbsymbole sind nicht eindeutig, die rote Ampel und die rote Nelke und die roten Lippen sprechen eine unterschiedliche Sprache, das Gelb der Sonne und der Eifersucht passen nicht einfach zusammen, das Blau des offenen Himmels und der Introversion und der metaphysischen Sehnsucht klaffen auseinander, die Anfänglichkeit des Grün, die Mystik des Violett, von Veilchen und Amethyst, Purpur und Indigo, jede Farbe spricht in ihrer je eigenen Intensität und Zuwendung.
Was aber bleibt ist Gottes Zusage. Helfen wir mit, dass diese auch unter uns lebendig bleibt!

Eure
Ingrid Vogel