Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Fenster sind die Öffnungen zur Ewigkeit.

Ganz unterschiedliche Fenster hab ich in den letzten Tagen als Bilder beigegeben.
Dabei ist es ein großer Unterschied, ob ich in ein Fenster hineinschaue oder aus einem Fenster herausschaue. Von außen spiegelt sich im Glas die ganze Welt, beim umgekehrten Blick erhellt sich mir die Welt– oder sie wird bunt und vielgestaltig. Fenster von innen sind dazu da, Licht und Luft ins Haus zu bringen;
sie helfen uns, das Geschehen draußen ein wenig mitzuverfolgen – für viele ältere Menschen der einzige Kontakt nach außen. Nochmal eine andere Qualität im sozialen Miteinander hat das „Fensterln“, aber das ist ja leider aus der Mode gekommen.

Am „Haus ohne Augenbrauen“, wie das von Adolf Loos geschaffene Haus am Michaelerplatz in Wien auch genannt wurde, wird deutlich, dass die Ansicht eines ganzen Hauses von außen wesentlich bestimmt ist von der Ansicht der Fenster.

Erstaunlich wie oft in der Bibel erzählt wird, dass jemand durchs Fenster hinuntergelassen wurde!

Dies ist bei uns ja eher selten geworden!
Ein besonders wichtiges biblisches Fenster ist das an der Arche. 1 Mos 8,6 Nach vierzig Tagen tat Noah an der Arche das Fenster auf, das er gemacht hatte. An diesem Fenster gab es regen Flugverkehr, der Noah deutlich machte, wann er landen kann. Erst als die Taube mit dem Ölzweig ans Fenster kam, wusste er, dass die Quarantäne in der Arche beendet war.

Weil die Fenster, vor allem in Sakralbauten die Öffnung zur Ewigkeit,

zum Lebenslicht sind, wurden sie auch so kunstvoll gestaltet. Rosetten, meist in der Westwand über dem Eingang, die beim Hinausgehen den Weg leiten. Fenster in der Apsis, die Geschichten erzählen aus dem biblischen Kontext. Viele der Fensterzyklen setzen sich dann auch fort an den Seitenwänden des Kirchenschiffs. Sie sind eine besondere Form der Biblia pauperum, der Armenbibel, nicht einfach gemalt, sondern hinterleuchtet, durchscheinend für unterschiedliche Deutungen. Und Fenster nach oben, die zum Himmel weisen.
Wie ein Sturm des Heiligen Geistes kommt in dem Fenster das Licht von oben und verteilt sich nicht nur im Raum, sondern malt auch bunte Bilder an die Wände.

In der Orthodoxie werden die Ikonen als Fenster zu Ewigkeit bezeichnet.

Bilder von Heiligen und biblischen Szenen, die die tiefere Bedeutung, die Wesen und Gestalt des Dargestellten in Beziehung bringen zum einzelnen Gläubigen, der diese Ikone verehrt. So kann sich dem Betrachter der Himmel auftun und das Leben in ganz anderer Weise mitbeeinflussen.

Welche Fenster öffne ich den Menschen um mich –

wo und wie tief gewähre ich Einblick in mein Inneres? Oder halte ich die Jalousien zu meiner Seele verschlossen? Und auch hier – der umgekehrte Blick: wie weit öffne ich mich dem, was um mich geschieht?
Fenster haben gerade auch in der Psychologie und in der Traumdeutung einen wichtigen Stellenwert.

Eure

Ingrid Vogel