Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Die Fenster bleiben rund!
Eine gewisse Form der Selbstbestimmtheit und vielleicht sogar der „Bockigkeit“ war den Evangelischen schon immer zu eigen. Positiv formuliert könnte man auch sagen: Evangelische wissen, was sie wollen und versuchen dies auch mit Gottes Hilfe zu verfolgen.
Dieses Selbstvertrauen ist also immer auch gepaart mit Gottvertrauen.
Ein eindrückliches Beispiel findet man in Naßwald. Diese evangelische Gemeinde im südlichen Niederösterreich geht auf die Brüder Huebmer zurück, die im frühen 19. Jh. als Holzknechte – von Gosau kommend – hier evangelisches Leben etabliert haben.
1826 hat Georg Huebmer den Kirchbau vorangetrieben. Da damals entsprechend dem Toleranzpatent alles zu vermeiden war, das das Bethaus aussehen lassen hätte können wie eine Kirche, sollte es keinen Eingang von der Straße geben, keinen Turm und keine runden Fenster.
Als die „Kaiserlichen“ kamen, wurde kurzerhand die Straße hinter das Gebäude verlegt, sodass der Eingang nicht zu Straße ging. Und als man die Rundbogenfenster verbieten wollte, sagte Huebmer kurz und bündig: die Fenster bleiben rund.
Das Selbstbewusstsein evangelischen Denkens, Redens und Handelns geht zurück auf die Zusage der Freiheit in Gott und durch Gott.
Galater 5,1 Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! 2 Siehe, ich, Paulus, sage euch:… 4 Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen. 5 Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die wir hoffen.
Dass Freiheit immer auch ein gefährdetes Gut ist, wissen wir alle. Und dass meine Freiheit dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt, ist jedem bewusst. Dennoch ist sie tragende Grundlage, die uns als Christen leben und handeln lässt. Sie fordert uns heraus, unseren Lebensweg und unser Handeln immer wieder zu überdenken, zu kontrollieren und auch anzupassen an die Erfordernisse des Alltags und an die Weisungen Gottes für jede und jeden einzelnen.
Römer 8,2 Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: Du bist befreit von dem Gesetz, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist Gottes wirkt, der zum Leben führt. 3 Das Gesetz konnte uns Menschen kein Leben bringen, weil es gegen unsere selbstsüchtige Natur nicht ankam. Deshalb sandte Gott seinen Sohn in der leiblichen Gestalt von uns selbstsüchtigen, der Sünde verfallenen Menschen und ließ ihn sterben als Opfer für die Sündenschuld.
Ohne Kreuz keine Freiheit, ohne Freiheit kein Leben in Christus!
Welche Fenster meines Lebens sollen „rund bleiben“, woran hängt mein Herz, dass es sich mit dieser Überzeugung und dem Vertrauen Huebmers durchzusetzen soll?
Einen gesegneten letzten Tag der Pfingstoktav!
Eure
Ingrid Vogel