Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

O – dass doch bald dein Feuer brennte,

du unaussprechlich Liebender, und bald die ganze Welt erkennte, dass du bist König, Gott und Herr! Zwar brennt es schon in heller Flamme, jetzt hier, jetzt dort, in Ost und West, dir, dem für uns erwürgten Lamme, ein herrlich Pfingst- und Freudenfest! (EG 255, 1+2)

So dichtet Georg Friedrich Fickert 1812.
Pfingsten – das Fest der Glut und der Hitze, der Flamme und Freude! Das Fest des Rausches, des Überbordenden und der Maßlosigkeit. Pfingsten, das All-in one-Fest – in dem die Zärtlichkeit des Kindes und die Brutalität des Kreuzes ebenso Platz finden wie die Zwiespältigkeit des Feuers und des Sturmes. Pfingsten das Fest, das zum Frieden mahnt und zur Gerechtigkeit und zur Bewahrung der Schöpfung.

In der heurigen Pfingstbotschaft des ökumenischen Rates heißt es:

unter der Überschrift: >Wogen der Verzweiflung und Zungen wie von Feuer<.

„In der Geburtsstunde der Kirche herrschte Durcheinander und Chaos, die Jünger Christi hielten sich aus Angst versteckt, aber die Kirche geht daraus mit einer mächtigen, ja lebensverändernden Botschaft hervor, die für alle Kulturen und in allen Kontexten relevant ist. Wie es am ersten Pfingstfest war, muss es auch heute wieder sein“.

„Während wir diese Worte schreiben, hat sich eine stille und unsichtbare, allerdings noch todbringendere Naturgewalt unter uns ausgebreitet. Das neuartige Coronavirus hat die Welt auf den Kopf gestellt, es verbreitet Angst und Schrecken und Chaos, und lässt Millionen von Menschen krank werden und führt bei Hunderttausenden zum Tod. Die Pandemie hat verheerende Auswirkungen … stellt die Standhaftigkeit und Leistungsfähigkeit von Regierungen auf die Probe und verursacht Hungersnöte.
Und dennoch sind wir Christinnen und Christen auch an diesem Pfingstfest mit allen Christinnen und Christen über die Jahrhunderte hinweg und mit allen Christinnen und Christen weltweit und auch mit jenen frühen Jüngerinnen und Jüngern verbunden, um – wie die Jüngerinnen und Jünger es damals mutig taten – zu verkündigen, dass der Gott des Lebens immer noch mit uns ist.

Der Geist Gottes erhebt unsere Herzen im Gebet und in Sehnsucht.

Der Heilige Geist gibt uns die Kraft und den Mut, uns dem Schmerz und Leiden zu stellen. Der Heilige Geist entzündet Liebe in unseren Herzen, um all jenen zu dienen, die leiden und die von den gesellschaftlichen Versorgungssystemen ausgeschlossen sind.

Der Heilige Geist erhellt unseren Verstand, …
Auch der Geist Gottes ist pan-demos. Er berührt alle Menschen und überwindet alle Grenzen – allerdings bringt er Leben und nicht den Tod. An diesem Pfingstfest beten wir, dass der Kampf gegen diese Pandemie die Kräfte des Heiligen Geistes im ganzen Gottesvolk freisetzt und nicht nur die Kirche erneuert, sondern das Antlitz der Erde.

Ja – Pfingsten ist nicht nur das am schwersten vorstellbare Fest – es ist eindeutig auch das Herausforderndste.

Es kann uns nicht kalt lassen, sondern das Feuer des Geistes muss uns erfassen!
O – dass doch bald dein Feuer brennte, du unaussprechlich Liebender, und bald die ganze Welt erkennte, dass du bist König, Gott und Herr!

Darum stimme ich ein in ein weiteres Lied: (EG 134,5, H. Held 1658)
Wird uns auch nach Troste bange, dass das Herz oft rufen muss: »Ach mein Gott, mein Gott, wie lange?«
o so mache den Beschluss; sprich der Seele tröstlich zu und gib Mut, Geduld und Ruh.

Eure

Ingrid Vogel