Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Pfingst–Taube?

Pablo Picasso hat sie „erfunden“ – zumindest das Bild, das man von ihr kennt. Das Bild – naja das wäre zu einfach. Picasso hat eine Unzahl an Tauben gemalt. Sein Vater hatte in dem Haus in Malaga eine Taubenzucht – und so bot sich reichlich Anschauungsmaterial bereits seit Kindesbeinen.
Zu besonderem Weltruhm gelangte der, von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler abgestempelte, Picasso 1949, als sein Plakatentwurf zum Pariser Weltfriedenskongress weltweit zum Friedenssymbol wurde.

Er hatte bis dahin schon viele produktive Schaffensperioden hinter sich, war einer der bekanntesten Künstler und auch politisch immer aktiv. Öffentlich trat er für den Frieden ein und gegen Krieg, unterstützte spanische Republikaner in Südamerika und schloss sich dem Widerstand gegen die Apartheid in Südafrika an. Freiheit und Gleichheit waren seine wichtigsten politischen Botschaften.
Und gerade diese sind wohl ein starker Ausdruck des Heiligen Geistes.

Die Taube war in der Antike Symbol für Sanftmut, Einfalt, Liebe und Unschuld. Im Christentum ist sie Symbol des Geistes. So lesen wir: Mt3,16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Doch schon in der Noah – Erzählung erscheint die Taube mit einem Ölzweig im Schnabel

und kündet damit das Ende der Flut. Auch hier ist so etwas wie das Zeichen Gottes, der bereit ist, die Menschheit zu retten und Frieden zu stiften nach der Strafe der Sintflut.

Als Symbol des Heiligen Geistes ist die Taube natürlich ein Symbol für Pfingsten.

Vielleicht ist sie damit das einzig „Angreifbare“ der Pfingstbotschaft. Alles andere ist ja eher ein geistig-geistliches Geschehen; weshalb uns Pfingsten wohl auch so schwer zu fassen scheint.
In der Ikonographie ist die Taube aber auch auf vielen Verkündigungsdarstellungen zu finden, oft in einem Lichtstrahl, der Maria trifft – eine direkte Umsetzung der Botschaft des Engels: Lk 1, 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Besonders in der Barockzeit war es üblich, zu Pfingsten lebende Tauben in der Kirche freizulassen. In manchen Kirchen gab es das sogenannte „Heilig-Geist-Loch“. Da ließ man eine hölzerne Taube durch eine Öffnung im Plafond herunter, um das so schwer fassbare Pfingstfest gemeindegemäß zu verdeutlichen.

Im Kreuz – Symbol der Gemeinschaft von Taizé kann man deutlich die Taube erkennen.

In Taizé sagt man dazu: „Die Kreuze sind Symbol dafür, dass Gott immer noch da ist und nach uns fragt.“
Dieses Dasein ist spürbar in Gottes Geist – und so vereint das Logo Kreuz und Taube – Sohn und Geist.
Und auch in unserem „evangelischen Kreuz“ kann man die Taube des Geistes erkennen.

Lasst Euch da schöne und kraftspendende Symbol nicht verleiden dadurch, dass in unserer Gesellschaft die Tauben oft nur als die Ratten des Himmels bezeichnet werden!
Ein geisterfülltes Pfingstfest Euch allen!

Eure

Ingrid Vogel