Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!​​​​​
Liebe Freundinnen und Freunde!

Getragen von den Evangelisten, die das Bild in den vier Ecken rahmen.

Einige haben wohl schon gewartet, bis das Bild nun auch in der Farbversion kommt.
Hier haben wir wieder in der Mitte – Christus selbst – König und Herr, wie wir es grade zu Himmelfahrt und Exaudi gesungen haben.
Die Medaillons entfalten neben den vordergründig dargestellten, leicht erkennbaren Szenen die Werke der Barmherzigkeit [s. Beigaben]: (ich beginne bei der Verkündigungsszene unten) und setze sie in Beziehung zu mir selbst:

Mt 25,36 Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. – [Krücken]
Was macht mich krank, worunter leide ich? Wofür brauche ich Heilung?

Mt 25,35 Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. [Wanderstab und Bündel]
​Was ist mir fremd an mir? Wie gehe ich mit dem Fremden in mir – und meinen Nächsten um?

Mt 25,35 Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. [Brot]
Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. [Kanne]
​Lebenshunger und Wissensdurst, und Umgang mit den Ressourcen der Erde – ein weites Feld!

Mt 25,36 Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen = Gefangene befreien [Ketten]
​Was hält mich gefangen, „incurvatus in se“, sagte Luther, wo kreise ich um mich?

Mt 25,36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. [Gewand]
​Fühle ich mich bloßgestellt? Kann ich mir eine Blöße geben? Wo brauche ich Schutz?

Tobit 1,17 Ich erwies … viel Barmherzigkeit: Die Hungrigen speiste ich, die Nackten kleidete ich, und wenn ich einen Toten aus meinem Volk sah, der hinter Ninives Mauer geworfen war, so begrub ich ihn. [Totenbahre].
Dieses 7. Werk der Barmherzigkeit steht nicht bei Mt, war aber selbstverständlich. Und was muss bei /in mir sterben? Was muss endgültig begraben werden, um Neuem Platz zu machen? Welche Leichen hab ich in meinem Keller?

Der Fragen sind viele, der Möglichkeiten an diesem Bild weiterzuwachsen noch mehr.

Martin Luther schrieb in dem „Sermon von den guten Werken“,

dass der Glauben allein das eine gute Werk sei, aus dem heraus alle anderen freudig getan würden, denn zur Rechtfertigung vor Gott bedürfe es nur des Glaubens (sola fide) und der Gnade (sola gratia), und daraus erwüchsen die guten Werke.

Bruder Klaus von der Flüe betete:

Mein Herr und mein Gott
nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

In dieses Gebet kann ich immer wieder mit vollem Herzen einstimmen!

Eure

Ingrid Vogel