Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Feiert Ihr gerne Geburtstag,

oder Hochzeitstag? Erinnert Ihr Euch an einen Todestag? Viele Menschen tun das. Auch Maturafeiern oder andere besondere Gedenktage, sind ihnen wichtig. Natürlich gibt es auch die Kritiker solcher Feiern: alles rückwärtsgewandt, was hat man denn davon, hat ohnedies noch keiner aus der Geschichte gelernt? – Ja, was hat man davon? Manche gedenken an die Menschen, mit denen sie die Tage begangen haben, die für sie wichtig waren und schließen sie in ihr Gebet mit ein.


Anderen wird bewusst, dass keiner aus sich allein etwas ist. Wir alle sind auch Produkte aus dem, was vor uns war. Wäre es nicht gewesen, würden wir nicht sein, oder zumindest anders. Das fängt damit an, dass wir den Genen unserer Vorfahren einfach nicht auskommen.

Gedenken ist ein Humanum, selbst wenn wir vielleicht versuchen, manches zu verdrängen, die Vergangenheit holt uns immer wieder ein.

Unsere Bibel schreibt an vielen Stellen von der Bedeutung des Gedenkens:

so z.B. davon, dass Gott an seinen Bund mit den Menschen denken möge: 1 Mo 9,16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Aber auch dass wir an die Zusagen und „Vereinbarungen“ gedenken sollen: 1 Mo 20,8 Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. 5 Mo 32,7 Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht.
An anderen Stellen erinnern Menschen Gott an dieses Gedenken: Ps 25,6 Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.


Eine andere Qualität hat das Gedenken, das mit Schuld verbunden ist: Jes 43,25 Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht. Und im Gebet: Eph.1,16 Ich höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet, (auch Phlm 1,4 u.a.)
Das ganz große Gedenken für die Israeliten ist natürlich der Auszug aus Ägypten – das Passah – der Weg in die Freiheit: 2 Mos 12, 14 Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.


Dass Gott durch seine Taten und Wunder Gedächtnis evoziert, wird oft erwähnt: Ps 111,4 Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. Das größte Wunder ist vielleicht das Abendmahl: Lk22,19 (u.a.) Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Und natürlich auch das Kelchwort.
Das Gedächtnis an Tod und Auferstehung nimmt aber in jeder Weise einen besonderen Stellenwert ein: 2Tim 2,8 Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten…

Gedenken prägt unseren Umgang mit der Gegenwart, unsere Einstellung zum Leben, unsere Zuversicht in die Zukunft und damit auch unsere Art zu glauben.

Wem es in letzter Zeit zu viele Gedenktage waren – es kommt wieder eine Zeit, wo die Gedenktage rarer gesät sind. Und wie wird man in einigen Jahren mit unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln der Coronakrise gedenken? Das ist das Besondere am Gedenken, man kann es immer nur rückwärts ansehen, In actu erkennt man noch nicht, was und wie etwas gedenkenswert sein wird.

Vielleicht ist ja das Gedenken am heutigen Tag ein guter Anlass, um den Sonntag Rogate seinem Namen entsprechend zu begehen – gedenkend im Gebet!

Eure

Ingrid Vogel