Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Arme habt Ihr allezeit bei Euch!

So argumentiert Jesus im Predigttext dieser Woche.
Ja, Arme haben wir tatsächlich allezeit unter uns.
Vor einer der reichsten Banken Italiens, der Sieneser Bank, hier in Bologna, unweit der renommierten alten Universität.

In Italien sind inzwischen an die 17.000 Menschen am CoVid-19 verstorben, vom Unileben in Bologna in diesem Semester berichtet eine Studentin im Internet in bewegenden Worten. Ebenso erzählen Ärztinnen und Pflegende aus den Spitälern.
Doch: wo bleiben jene, die immer schon im Out waren?

Wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun –

so lapidar schreibt der Evangelist Markus.
Wollen wir?
Und wenn, wie wollen wir –
aber vor allem: wie tun wir?

Wie immer in unserer Bibel bleiben wir in der großen vielbeschworenen evangelischen Freiheit auf uns selbst zurückgeworfen.
Wir haben nicht, wie in anderen Religionen, Vorschriften. Wir haben nichteinmal Beichtspiegel oder sonstige Anweisungen, wie wir zu handeln haben.
Aber dennoch können wir unsere Bibel so lesen, dass wir daraus Empfehlungen ablesen können, welches Handeln dem Gemeinwohl dienen könnte, und welches uns vielleicht auch auf den Weg begleiten könnte, den Jesus sich für seine Jüngerinnen und Jünger gewünscht hätte.

Empfehlungen – das lernen viele in diesen Tagen – Empfehlungen sind etwas anderes als Gesetze und fixe Vorschriften. Empfehlungen können uns aber sehr wohl helfen, zum Gemeinwohl etwas beizutragen, und das ganz im biblischen Sinn.

Im Markusevangelium im 14. Kapitel, Vers 7 steht es wörtlich (nach Luther 2017): Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun.
Fragen wir uns, was wollen wir, was will ich?
Und plötzlich erkenne ich, wieviel auch ich in meinem kleinen Umfeld tun kann.

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun,

kann sich das Gesicht der Erde verändern.“ Diese Binsenweisheit, die es übrigens auch als Kanon gibt (siehe im Internet), zeigt uns, dass es Hoffnung gibt, für die Kleinen, für die am Rande, für die im Out, für die unter den Brücken und an den Straßen – und dann gibt es Hoffnung für uns alle! – (Wie gut, dass Italiens Gesundheitsminister in diesen Tagen Speranza heißt – also Hoffnung!)

Mutige kleine Schritte wünsche ich uns allen
und viel Freude dazu!

Mit lieben Grüßen

Eurer Ingrid Vogel