Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,

sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht. (Mt.4,4)
Die Versuchungsgeschichte Jesu zitiert hier einen Satz aus dem 5. Mose 8,3.
Interessant, wie die einzelnen Übersetzungen den Vers „hinbiegen“,
die einen in die Richtung, die wir im Matthäusevangelium lesen,
die anderen aber schreiben z.B.: was auf Befehl des HERRN entstanden ist
(so z.B. die Zürcher Bibel) und diese bezieht den Satz auf das, was Gott gegeben hat –
nämlich Manna.

Das eine darf ich nicht gegen das andere ausspielen,

das ist mir dabei so deutlich geworden:
Kein Mensch kann nur von Gottes Wort leben, und sei er noch so fromm und gläubig und voll Vertrauen.
Wir brauchen die feste Speise, den erfrischenden Trank.
Aber wir brauchen auch – und nicht minder – das Wort, das uns trägt, das uns auch in diesen schweren Zeiten zusagt: bei Gott bist du geborgen, er sorgt für dich – am Abend und am Morgen. Er deckt mir den Tisch sogar im Angesicht der Feinde, er führt mich auch durch die dunklen Täler und die Wüsten des Lebens (anklingend an Psalm 23).

Der Vers aus dem Alten Testament macht mir deutlich:

Gott sorgt für mich durch das, was er für mich werden lässt:

Manna in der Wüste, Wasser aus dem Felsen, eine sinnvolle Arbeit – ja, auch das, auch wenn ich grade meine, davon so gar nichts zu spüren.
Sicher zaubert Gott mir nicht einen gut bezahlten Arbeitsplatz.
Aber vielleicht hat er mich schon längst mit der Nase drauf gestoßen, was ich sinnvoll tun könnte.
Unsere Kuratorin z. B. musste den Betrieb für einige Wochen schließen. Da wuchs die Nachfrage nach Masken, und sie nähte Masken und wir dürfen sie zu einer sehr günstigen Spende abgeben und erhalten so ein wenig Ersatz für die ausfallenden Kollekten. Sicher sollen jetzt nicht alle Masken nähen, aber vielleicht ist es bei dem einen, ein Anstoß und bei der anderen etwas ganz anderes. Ich kenne Leute, die arbeiten bei einem TV Sender ehrenamtlich mit Flüchtlingen, andere sammeln Müll auf öffentlichen Grundstücken, andere fahren bei einer Plattform, die ältere Menschen im ländlichen Gebiet zum Arzt bringen, andere lernen mit Migrantenkindern usw.

Wir leben von Gottes Wort, das uns aufgetischt ist, wie das Brot.

Und dieses Wort kann uns neue Wege zeigen, es kann uns hellhörig machen für das, was für jede und jeden von uns ganz individuell auf Gottes Befehl entstanden ist.
Und vielleicht werden wir dann auch durchlässig für das, was Gott uns allen als Gesellschaft, als Kirche, als Gemeinschaft der Völker mit diesem kleinen Virus alles auftischt.

Kommen wir auf den Geschmack von Gottes Wort! –

einmal ganz anders als wir das vielleicht sonst gewohnt sind,
nehmen wir also die Krise als Chance auch in dieser Weise!
Denn Er sorgt für uns!

Eure

Ingrid Vogel