Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!
Dieser Ausspruch wurde der französischen Königin Marie
Antoinette in den Mund gelegt. (Tatsächlich stammt er von
Jean-Jacques Rousseau aus Bekenntnisse)
An Zynismus mangelt es dieser Aussage jedenfalls nicht.
Wir denken heute – wie kann man nur so reden? Geschmacklos und untergriffig und dazu noch höhnisch und völlig weltfremd hören wir diesen Satz.
Doch ich denke, so fern ist er uns nicht – meinen nicht auch wir, sollen doch alle zu Hause bleiben, in Zeiten wie diesen – doch was ist mit jenen, die kein Zuhause haben?
Sollen doch die Eltern mit ihren Kindern endlich mal mehr Zeit verbringen und mit ihnen lernen – doch was mit jenen, wo die Eltern schlichtweg nicht fähig sind mit den Kindern zu lernen, egal ob sie vielleicht Analphabeten sind, oder ob sie der Sprache nicht mächtig sind, oder ob sie einfach arbeiten müssen?
Und ganz unmittelbar: wenn wir jetzt nicht zu Gottesdiensten kommen können, kein Problem, es gibt doch so viele Online-Angebote – doch was mit jenen, die aus einer Generation sind, wo man nicht medienaffin ist, wo man solche Geräte weder hat noch sie bedienen könnte?
Die soziale Frage holt uns in der Bibel immer wieder ein – so wie auch im realen Leben.
Der Evangelist Lukas z.B. schreibt im 14. Kapitel: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein.
Aufgetischt – so soll jenen sein, die sich normal nicht an den Tischen der Reichen und Satten tummeln. Und die Einladung zum großen Abendmahl, von der gleich im Anschluss zu lesen ist, soll ehrlich und aus freien Stücken allen gelten: Kommt, denn es ist alles bereit!
Davon sind wir auch bei unseren Corona-Maßnahmen noch weit entfernt.
So wünsche ich uns die Phantasie, wie wir allen auftischen können, was sie am nötigsten brauchen, um mehr geht es gar nicht!
Eure
Ingrid Vogel