Liebe Interessierte am Nach-Denk-Brief!
Liebe Freundinnen und Freunde!

„Heute ruft der Hades und stöhnt: Besser wäre mir gewesen, ich hätte Mariens Sohn nicht aufgenommen.
Denn da er zu mir gekommen, hat er meine Herrschaft vernichtet und die ehernen Tore zertrümmert; die Seelen, die ich einst besaß, hat als Gott er auferweckt.“

Die ostkirchliche Darstellung der Auferstehung

nimmt Bezug auf die Osterpredigt des Johannes Chrysostomos, die bis heute in der sehr ausführlichen orthodoxen Osterliturgie verlesen wird.

Johannes lebte ab der Mitte des 4. Jahrhunderts, (es war die Zeit, in der das Glaubensbekenntnis formuliert wurde im Streit mit den Arianern), er war dann Erzbischof von Konstantinopel, und bekam den Beinamen Chrysostomos, Goldmund, weil er so treffsichere Predigten formulieren konnte.
Für die Westkirche gilt er als einer der vier großen Kirchenlehrer, auch deshalb, weil er ein widerständiger Prediger war gegen jede Form von Missbrauch.
In unserer Kultur hat er einen späten Namensträger gefunden in Joannes Chrysostomos Wolfgangus Theophilus (lateinisch: Amadeus) Mozart.

Auf der orthodoxen Osterikone wird nicht wie in der westlichen Tradition das Unfassbare fassbar ins Bild gesetzt. Der Sieg des Auferstandenen über den Tod steht hier im Mittelpunkt. Die Anastasis, die Auferstehung nach dem Abstieg in das Reich des Todes. Die Pforten der Hölle sind zerbrochen – in der Form des Andreaskreuzes liegen sie in Trümmern. Christus, weiß gekleidet, holt die Gläubigen aller Zeiten aus den Tiefen: allen voran Adam und Eva, gefolgt von Heiligen und denen, die am Rande stehen, angeführt von Abel.

Das Gewand des Christus flattert im Wind – Zeichen des Lebens. Die Szene ist in eine felsige Landschaft gestellt. Bei vielen Darstellungen sind über dem Bild Engel zu sehen.
Hier ist der gesamte Mittelteil von einem riesigen Kreis gebildet (einer Aureole) – Zeichen des Kosmos. Allerdings nicht so sehr, um das gesamte Erdenrund darzustellen als vielmehr den Zeithorizont zu verdeutlichen: Christus holt alle aus der Tiefe, die je gelebt haben. Zugleich macht dies aber auch deutlich: es gibt keinen Winkel im Himmel, auf der Erde oder unter der Erde, wo nicht Christus Regent wäre.

Wie in der Predigt des Johannes ausgedrückt, hat der Auferstandene mit seinem Abstieg in das Reich des Todes alles Dunkel entmachtet. Er als Gott – so bekennen die Worte, die besonders zu hören sind auf dem Hintergrund des Streits um das Glaubensbekenntnis: Denn dort wurde klar formuliert:

Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn,

aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.

Der biblische Hintergrund ist u.a. in der Offenbarung des Johannes (1,18) zu finden:
Dort sagt der erhöhte Christus von sich selbst: Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.

In diesem Zutraun lasst uns weitergehen in der Osterwoche!

Eure
Ingrid Vogel