Liebe Interessierte am Fasten!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Herzlich willkommen beim fünften Fasttag!
Ich danke allen für Ihre aufmunternden Erfahrungen.
Fasten ist eine via purgativa:
Davon schrieb ich ja schon im 3. und im 5. Fastenbrief.
Gestern ging es um die leibliche Seite einerseits, aber auch um die Frage des Freigebens. Heute lade ich Euch ein, nachzudenken über Beichte.
Beichte meint im Kern, das eigene Sein zu bejahen (davon kommt auch das Wort Beichte) – auch mit aller Schuld; Schuld als ein von Gott getrennt Sein. In der Tradition anderer Kirchen der Ökumene ist die Beichte ein Sakrament. Bei uns steht dies so ausdrücklich nur in der Apologie der Augsburger Konfession, also in der von Philipp Melanchthon verfassten Verteidigungsschrift des Bekenntnisses.
Dennoch hat die Beichte etwas durchaus Besonderes an sich – sie ist ein „Mysterium fidei“, ein Geheimnis des Glaubens – so auch die Bezeichnung für die Sakramente. Wer zu sich selbst steht mit all seinen Fehlern, seinen Mühen und Ängsten, seinen Fragwürdigkeiten und seinen Fehltritten, der weiß auch darum, dass wir bedürftig sind der bedingungslosen Liebe und Gnade und Zuwendung Gottes.
So meint Beichte auch Gottes Ja zu uns.
In der Absolution vergibt er uns unsere Schuld, alles was wir verbockt oder vertan haben.
Martin Luther nennt im Kleinen Katechismus die Beichte auch, das Amt der Schlüssel. Er schreibt:
„Was ist das Amt der Schlüssel
Es ist die besondere Gewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden gegeben hat, den bußfertigen Sündern die Sünden zu vergeben, den unbußfertigen aber die Sünden zu behalten, solange sie nicht Buße tun.
Wo steht das geschrieben?
Unser Herr Jesus Christus spricht bei Matthäus im sechzehnten Kapitel zu Petrus: Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.
Desgleichen spricht er zu seinen Jüngern bei Johannes im zwanzigsten Kapitel: Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Damit Gott uns vergeben kann, braucht es also unsere Erkenntnis der Sünde und dann das Bekenntnis.
Diese beiden Schritt, die wir als Menschen tun müssen, sind das Freigeben. Ich gebe mich selbst frei. Ich gebe mein Tun, mein (Unter)lassen, frei – ich gebe mich in Gottes Hand.
So ist Gott frei, mir zu vergeben, wie er es zugesagt hat.
„Wie geschieht die Lossprechung (Absolution)?
Der Beichtiger spricht: Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben. Amen“.
Luther weiß also sehr wohl auch um die Form der Ohrenbeichte als eine Hilfe, um den Weg wieder neu zu justieren. Diese Wohltat dürfen wir gerne annehmen.
Viel Freude auf dem Weg – der via purgativa.
Liebe Grüße und einen gesegneten Mittwoch – es ist der Tag Mariä Verkündigung – denn in neun Monaten ist Weihnachten!
Eure
Ingrid Vogel