Liebe Interessierte am Fasten!
Liebe Freundinnen und Freunde!
Herzlich willkommen beim vierten Fasttag!
Ich hoffe, Ihr habt alle den kritischen 3. Tag gut überstanden und seid weiterhin eifrig beim Fasten.
Fasten ist eine via purgativa:
Davon schrieb ich ja schon im 3. Fastenbrief ein wenig
Doch was meint das wirklich:
- Das eine ist die leibliche Seite:
Bei allen strengen Fastenformen ist es unablässig täglich den Körper innerlich zu reinigen, z.B. mit Glaubersalz.
Auch eine Leberentgiftung ist wichtig – dazu hilft z.B. ein Leberwickel, Schafgarbentee oder Löwenzahn. Die Leber als zentrales Entgiftungsorgan ist beim Fasten besonders gefordert, Wenn wir sie nicht unterstützen bei ihrer Tätigkeit, kann das schlimme Folgen haben.
- Das andere ist die spirituelle Seite:
Der innere Reinigungsweg, oder auch der Weg der Meditation, führt uns zu einer inneren Klarheit. Das viel strapazierte Wort „loslassen“ steht dafür oft als Synonym.
Mir gefällt das Wort nicht so gut: wenn ich eine schöne Schale loslasse, einfach aus den Händen gleiten lasse, bin ich sehr inaktiv und die Schale fällt zu Boden, zerbricht und ist zu nichts mehr nütze.
Ich verwende lieber das Wort „freigeben“.
Um etwas in die Freiheit zu geben, muss ich aktiv werden. Ich entscheide bewusst, was gebe ich frei. Ist es der Inhalt der Schale, oder ist es die Schale selbst. Dazu darf ich mich der Frage stellen, bin ich bereit, überhaupt erst einmal die Schale genauer anzusehn, mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, um mich dann mit den einzelnen Aspekten „zusammenzusetzen“, das meint, sie zu verinnerlichen, sie zu testen, ob sie (noch) zu mir passen, ob sie Teil meiner selbst sind.
Und dann muss ich den nächsten aktiven Schritt wählen, um das aus der Schale herauszunehmen, was nicht passt, was hindert, was überholt ist. Das ist eine ganz bewusste Entscheidung.
Sicher, ich kann auch draufkommen, dass das ganze Gefäß meiner Lebensschale runderneuert gehört. Vielleicht muss ich mich in ganz vielen Aspekten neu orientieren. Vielleicht ist die Schale inzwischen zu klein oder zu groß, zu offen oder zu geschlossen.
Das sind alles ganz aktive Schritte, die mir helfen, freizugeben.
Wenn wir fasten, besinnen wir uns neu auf die eigentliche Lebens-Mitte;
d.h. auf das, was die Mitte meines Lebens ist, was im Urgrund mein Leben ausmacht.
Gestern hab ich Euch an dieser Stelle von dem Lebens-Mittel geschrieben. Zur via purgativa wird mein Fastenweg aber nur dann, wenn ich mich auch auf diese Mitte des Lebens neu besinne.
Gerhard Tersteegenhat gedichtet:
Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder; kommt, ergebt euch wieder
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein gutes Finden der Mitte und Bleiben auf dem Weg!
Liebe Grüße und einen freudvollen Dienstag!
Eure
Ingrid Vogel