Herzlich willkommen beim zweiten Fasttag!
Ich freue mich, dass unsere Fastengemeinschaft wächst!
Ich hoffe, der erste Tag war nicht zu schwer! Aus Erfahrung: Wenn man mal drin ist, wird es von Tag zu Tag leichter!
Fasten ist eine via purgativa – ein Reinigungsweg.
Gefastet wird in allen Religionen. So ist das Fasten auch ist immer verbunden mit religiösen Übungen. In manchen Religionen als innerer Reinigungsweg, in anderen aber eher als gute Tat.
Heute ein Impuls aus einem Evangelium:
Matthäus 6 lesen wir:
16 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.
Es geht nicht um das Zur-Schau-Stellen.
Es geht auch nicht um die gute Tat, das Verdienstliche.
„Seht ihr nicht wie ich leide“ – das ist keine christliche Einstellung zum Fasten.
„Lieber Gott, siehst du nicht, was ich alles für dich auf mich nehme“ – passt auch nicht.
Ein sehr gläubiger Mensch meinte vor zwei Tage: Gott legt uns jetzt die Prüfung auf, damit wir uns im Durchhalten bewähren können. Nein – weder legt er uns Corona auf, damit wir eine Durchhalteleistung erbringen, noch will er das Fasten zum Beweis unserer Treue.
Es ist eine via purgativa – ein Reinigungsweg.
Händewaschen ist im Moment in aller Munde.
Und das Waschen des Gesichts macht uns rein, ansehnlich, damit wir vor Gott geklärt erscheinen. Klarheit, das ist es, was uns das Fasten bringen kann.
Klarheit über mich selbst:
- Wie bin ich da vor mir, vor den Ansprüchen, die ich an mich selbst habe.
Wie möchte ich gerne erscheinen – und wie bin ich wirklich? - Wie bin ich vor den anderen da? Wie sehen mich die anderen? welches Selbstbild stößt auf welches Fremdbild. Wie will ich vor den anderen dastehn?
- Wie bin ich da vor Gott? Meine ich, ich kann ihm was vormachen? Ja, er sieht ins Verborgene. Er sieht sogar dorthin, wo ich nicht hinschaun will.
Und eine kurze Frage: Ist nicht der Sonntag ausgenommen vom Fasten?
Ja, klar, wenn man den Alltag lebt, aber nicht dann, wenn man gezielt ein Auszeit wovon immer möchte. Das wäre ein ungesundes Unterbrechen auf dem Weg.
Darum: bleiben wir auf diesem Weg – der via purgativa.
Liebe Grüße
Eure
Ingrid Vogel